Heiteres Spiel, miese Sicht

■ Das Jazztrio des Bassisten Dave Holland im denkbar ungeeigneten „Blick“

Stilvoller hätte man die Konzertreihe mit internationalen Jazzstars in der kleinen Kneipe im Weserstadion nicht eröffnen können. Die Musik des Dave-Holland-Trios hat elegantes Flair, einen coolen Ton und diese gewisse Intimität: ideal für einen kleinen Club. Leider aber ist das „Blick“ nicht nur kein schöner kleiner Club, es ist sogar für solche Jazzkonzerte denkbar ungeeignet.

Am besten setzt man sich in dem langgezogenen Raum direkt vor die Musiker: in den Fahrstuhl oder ins Treppenhaus. Viele Besucher drängten sich ersatzweise in einen engen Durchgang vor der Bühne, was die Sache nicht gemütlicher macht. Zudem sind Tische und Bartresen so ungünstig angelegt, daß man von den meisten Sitzplätzen aus nur eine sehr schlechte, in schweren Fällen gar keine Sicht auf die Bühne hat.

All dies stieß, weil das Konzert so gut war, umso ärgerlicher auf. Ruhiger, makelloser, sehr intensiver Jazz war da zu hören: modern, doch in fast klassischem Stil. Bassist Dave Holland, Gitarrist Kevin Eubanks und Marvin „Smitty“ Smith am Schlagzeug spielten in einer heiter abgeklärten Grundstimmung. Da ging Holland von einer lyrisch-romantischen Introduktion über in ein kraftvolles, lateinamerikanisch angehauchtes Ostinato. Dazu schlug Smith den Grundrhythmus mit dem Fußpedal auf dem Tamburin und hatte so beide Hände frei, um auf seinen Kuhglocken, hölzernen Hohlkugeln, Glockenspielen oder Metallstreifen seltsame, manchmal komische und oft erstaunlich melodische Tonbilder zu fabrizieren; Eubanks wechselte auf der halbakustischen Gitarre ohne Bruch von freien Passagen zu rockigen Phrasierungen oder romantisch verspielten Finessen.

Genau abgegrenzte Soli waren selten; viel öfter verwoben sich die musikalischen Ideen der drei zu feinen Tongeflechten. Da hielten sie dann eine Groove scheinbar endlos in der Schwebe und spielten fast minimalistisch sparsam, so daß jeder Ton, jede kleine Veränderung um so klarer zu hören war. Willy Taub