Anders leben in der Grünenstraße

■ Eine Genossenschaft und ein Verein wollen alternative Nachbarschaft

Auf die ehemalige Wäschefabrik in der Kornstraße hatten sie schon ein Auge geworfen und auch bei der Gestaltung der Feldstraße 13-17 hätten sie gern mehr als ein Wörtchen mitgeredet: Jetzt hat die Genossenschaft in Gründung „Anders Wohnen“ ein Konzept für ein „Stadthaus“ in unmittelbarer Nähe des besetzten Hauses Grünenstraße 18 vorgestellt. Peter Klasen erklärte für die Genossenschaft gestern auf einer Pressekonferenz im besetzten Haus: „Hier bestehen zwischen dem Haus Nummer 18 und unserer Vorstellung von Wohnen deutliche Möglichkeiten, sich zu ergänzen.“

Die Grundstücke Grünenstraße 15-17, etwa 1.500 Quadratmeter groß, bildeten bislang mit dem besetzten Haus Nummer 18 eine Verkaufseinheit im Wert von 750.000 Mark. Der potentielle Interessent, die Weser- Wohnbau, soll Kaufinteresse nur für alle vier Grundstücke im Päckchen gezeigt haben. Voraussetzung wäre die Räumung des besetzten Hauses.

Das Konzept von „Anders Wohnen“ sieht einen Neubau für 48 Menschen in 25 Wohneinheiten zwischen ein und drei Zimmern vor. Gebaut werden soll nach ökologischen Kriterien, Brauchwasseraufbereitung und Wärme-Kraft-Kopplung sind feste Bestandteile ebenso wie die individuelle Anpassung der Wohneinheiten an die Bedürfnisse der jeweiligen Mieter durch einfache Baumaßnahmen. Der viergeschossige Komplex soll insgesamt 4,5 Millionen Mark kosten, von denen die Genossenschaft 900.000 Mark Eigenkapital beisteuern will. Jedes Genossenschaftsmitglied ist mit 18.000 Mark und Selbsthilfebeteiligung (in Form von Arbeitsleistung) im Projekt dabei. Als Kaufsumme für das Grundstück hat „Anders Wohnen“ der Stadt einen Preis von 490.000 Mark angeboten.

Hier soll anders gelebt werdenFoto: Holzapfel

„Das ist in etwa der Preis, den die Stadt für den Erwerb der Grundstücke ausgegeben hat. Die Genossenschaft hat ausgerechnet, daß sie mit den Fördermitteln des öffentlichen Wohnungsbaus einen Quadratmeter für gut 10 Mark vermieten kann. Dreiviertel der Wohnungen sollen über den sozialen Wohnungsbau finanziert, der Rest als Eigentum gekauft werden.

„Eine Stadt wie Bremen muß sich das leisten können“, erklärte Genossenschafter in spe Stefan Biele. Das „das“ besteht in einem konzeptionellen Nebeneinander zwischen den beiden alternativen Wohnkonzepten. Im Haus Nummer 18, das erklärten die Besetzer und Nutzer gestern erneut, werde es weiter Projekte für nicht-kommerzielle Kultur geben: Dazu gehören bislang das Pojekt Apoll (Schwulenkneipe), ein Proberaum für Musikgruppen und das

Cafe Paranoia. Für die Nutzung des Gebäudes Grünenstraße 18 ist der Verein „Come together“ verantwortlich. Vereinsziel ist die Sanierung des Hauses zum Zwecke einer Verbindung von Kultur und Wohnen. Das Geld dafür soll aus der Stiftung „Wohnliche Stadt“ sowie aus Wettmitteln und den Etats für Kultur- und Jugendarbeit fließen.

Beim Finanzsenator hat man den Erhalt des Konzeptes von „Anders Wohnen“ bestätigt. „Derzeit prüft die Baubehörde den Vorschlag noch“, erklärte Volker Krönings Sprecher Jürgen Hartwig. Bereits heute entscheidet die Bürgerschaft über einen Antrag der CDU, das Haus Nummer 18 räumen zu lassen. Dem Vernehmen nach wollen sich SPD und FDP der Stimme enthalten, so daß der CDU-Antrag abgelehnt würde.

mad