Warnung vor „Chamäleon Scientology“

■ Sektenberater warnen vor Clear-Kursen

„Wenn Du Millionen verdienen willst, gründe eine Religion!“ Gesagt, getan: Mit der Scientology Church verdiente sich der Führer L. Ron Hubbard dumm und dämlich. Nach seinem Tod macht Scientology weiterhin das ganz große Geschäft: Die totalitär geführte Sekte hat weltweit Millionen Anhänger, der Konzern erwirtschaftet Milliarden. In Bremen gibt es etwa 400 offene Scientology-Anhänger.

„Wie ein Chamäleon bietet Scientology für jeden etwas: Eine Religion, ein effektives Management-System oder die einzige Rettung der Erde überhaupt“, erklärte Ex-Mitglied Norbert Potthoff am Dienstag abend auf einem Informationsgespräche der Sektenberatung Bremen e.V.. Doch letztendlich will Scientology nur eins: seine Mitglieder psychisch abhängig machen, um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Für ein abstruses Angebot an Kursen auf dem Weg zum „Clear“, einem Wesen auf einer höheren Bewußtseinsstufe, müssen horrende Summen bezahlt werden: „Wer alle 22 Kurse, von der Verbesserung der Kommunikation bis zum Seelenheil belegt, legt etwa 500.000 Mark auf den Tisch“, so Potthoff. Und die Anhänger zahlen: Wer in den Strudel Scientology hineingezogen wird, gerät „ohne eigenes Zutun in eine totale Hörigkeit“, berichtete der Chef der Jugendpsychiatrie des ZKH Bremen Ost, Dr. Richert.

Aller Anfang ist häufig ein harmloses Gespräch auf der Straße — auch am Bremer Hauptbahnhof und in der Fußgängerzone ist Scientology auf Mitgliederfang. Angeboten wird dann ein — noch kostenloser — pseudowissenschaftlicher Persönlichkeitstest: Und der bringt an den Tag, daß die Testperson „persönliche Defizite“ hat. Das Angebot, in der Mission am Wegesende auf den Weg zum Heil zu kommen, folgt auf dem Fuße.

Bremer Firmen arbeiten — oft ungeahnt — mit Scientology-Organisationen zusammen, die unter Decknamen arbeiten. Zwei Bremer Zahnärzte verschreiben nach Angaben der Sektenberatung ihren Patienten dubiose Scientology-Vitaminpräparate.

„Das größte Problem ist, daß die wir vor einem Puzzle mit 5.000 Teilen stehen“, sagt Bernhard Bünjes, Vorsitzender der Sektenberatung, zu der pro Woche drei bis vier Betroffene kommen. Konkret ist derzeit nur eins: Der Mission am Wegesende sind die Räume gekündigt worden: „Wir warnen alle Vermieter vor dieser Organisation.“ skai