Bezirk der Superlative

■ 30 Prozent der Tempelhofer sind über 60 Jahre alt

Tempelhof ist spitze — zumindest liegt es beim Bezirksvergleich in einigen Bereichen ganz vorn. So gibt es hier die vergleichsweise meisten älteren Menschen: 30 Prozent der Tempelhofer sind über 60 Jahre alt. Deshalb mußten in den letzten Jahren auch die verhältnismäßig »jüngeren« Bezirke Schöneberg, Charlottenburg und Neukölln insgesamt 54.000 Mark für die Seniorenbetreuung an Tempelhof abgeben.

Tempelhof hat mit einem Anteil von nur sechs Prozent die wenigsten Ausländer aller Bezirke. Und die wenigsten Kindertagesstätten, gemessen am Bedarf. Allein 3.000 kleine Tempelhofer mit Dringlichkeitsstufe 1 warteten bislang vergeblich auf einen Kita-Platz. Dafür ist Tempelhof nach Spandau das größte Industriegebiet mit rund 8.000 Gewerbebetrieben und hat 1991 die meisten Wohnungsbaugenehmigungen erteilt. An baulichen Attraktionen hat dieser gutbürgerliche Wohnbezirk das älteste Bauwerk Berlins zu bieten — nämlich die 770 Jahre alte Dorfkirche in Marienfelde — und das erste in Stahlbeton gegossene Hochhaus Berlins: das Ullsteinhaus. Mit Kneipen jedoch ist Tempelhof eher spärlich versorgt. Und es hat nur eine Spielhalle und keine Peepshow. Name und Wappen verdankt Tempelhof dem christlichen Orden der »Tempelherren«, die sich hier zu Beginn des 13. Jahrhunderts niederließen. Erstmals schriftlich erwähnt wurde es im Jahr 1247. 1920 erfolgte die Vereinigung mit den Landgemeinden Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade zum 13. Verwaltungsbezirk von Groß-Berlin. Seit 1946 stieg die Einwohnerzahl infolge der großen Baulandreserven um 70 Prozent auf heute fast 192.000 Tempelhofer Bürger an.

Die CDU regiert Tempelhof ungebrochen seit 17 Jahren und stellt traditionsgemäß seit dem Ende des Krieges den Stadtrat für Jugend und Sport. Und so haben die Tempelhofer bei den letzten Bezirkswahlen 1989 gewählt: CDU — 41,5% und 20 Sitze in der BVV; SPD — 36,1% und 17 Sitze; Grüne und Reps — je 8,3% und 4 (Reps geschwunden auf 2) Sitze; die FDP ist mit 3,5% nicht in der BVV vertreten, tritt aber zur Wahl an. sos