Palazzo Folio?

■ Amerika Gedenkbibliothek soll in den Palast der Republik

Berlin. Der Vorschlag von Kultursenator Ulrich Roloff-Momin, die Amerika Gedenkbibliothek (AGB), die (Ost-)Berliner Stadtbibliothek und den Gesamtkatalog Berliner Bibliotheken in den »Palast der Republik« zu verlegen, stieß in Berlin bislang nicht auf Begeisterung. Roloff- Momin will damit in dem Palast am Marx-Engels-Platz eine große Freihandbibliothek schaffen. Weiter sollte es im Palast Restaurants und Buchhandlungen geben, den Plenarsaal der ehemaligen Volkskammer könne man womöglich als Theater nutzen, sagte Roloff-Momins Bibliotheksfachmann Dieter Pfortge. Daß der Umbau des Palastes in eine Bibliothek möglich sei, hätten sowohl AGB-Architekt Bornemann wie auch Palasterbauer Graffunder bestätigt, so Pfortge. Wenn das Abgeordnetenhaus zustimmen würde, wäre der Umbau bis Ende 1994 machbar.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz hat sich gestern auf Anfrage gegen diese Idee ausgesprochen. »Diesem zentralen Platz ist eine Bibliothek nicht angemessen«, sagte Hassemers Sprecherin Patricia Werner. Zudem gebe es eine Absprache zwischen ihrem Senator und dem Bundeskanzler, den Palast zuzüglich einiger Neubauten als internationales Kongreßzentrum zu nutzen.

Bei der Senatsbauverwaltung gibt es noch keine einheitliche Meinung darüber. Der Palast der Republik gehört zu den Gebäuden, die unter die »Preußenfrage« fallen und um die sich Land Berlin und Bund streiten. Es scheint sich jedoch herauszukristallisieren, daß der Palast dem Bund gehören wird.

Der Direktor der AGB, Milan Bulaty, betonte, man habe unglaubliche räumliche Schwierigkeiten und brauche daher dringend mehr Platz. Besser als der Umzug in den Palast, der womöglich ein »Luftschloß« bleiben werde, sei es, den vom Senat ursprünglich geplanten Erweiterungsbau zu errichten. Das Abgeordnetenhaus hatte letztes Jahr das Geld dafür gesperrt. Die Idee, mehrere Bibliotheken unter ein Dach zu bekommen, sei allerdings sinnvoll, sagte Bulaty. esch