BUNSENBRENNER
: Grüne Affen

■ Ist Aids das Ergebnis eines medizinischen Unfalls?

Nach einem Bericht in der US- amerikanischen Zeitschrift 'Rolling Stone‘ hat Aids seinen Ursprung in Massenimpfungen mit HIV-kontaminiertem Poliovakzin in Zentralafrika. Ende der fünfziger Jahre wurden Hunderttausende von Menschen im damaligen belgischen Kongo (heute Zaire) mit dem noch experimentellen Polio-Impfstoff behandelt. Die Herstellungsmethode des Impfstoffs, 1954 von Jonas Salk entdeckt, steckte noch in den Kinderschuhen. Das im Kongo verwendete Vakzin bestand aus einer abgeschwächten Form des Poliovirus, die in einer Nährlösung von Affennierenzellen kultiviert wurde. Spender der Nieren waren mit aller Wahrscheinlichkeit „Afrikanische Grüne Affen“. Andere Hersteller des Vakzins griffen auf Rhesusaffen zurück. „Grüne Affen“, so haben Forscher inzwischen herausgefunden, beherbergen einen Virus, der dem HIV-Virus ähnelt, aber bei diesen Affen keine Symptome hervorruft.

Das hat Tom Curtis, Autor des 'Rolling Stone‘-Artikels, zu der Spekulation veranlaßt, das Aids- Virus sei durch affenvirusverseuchten Impfstoff in Zentralafrika eingeführt worden. Einige Punkte unterstützen seine Theorie: Seit der Erfindung des Salk- Vakzins sind mit Affenviren verseuchte Polioimpfstoffe wiederholt gefunden worden. Es dauerte geraume Zeit, Methoden für die Herstellung virusfreier Impfstoff-Nährmedien zu entwickeln. Die Gebiete Zentralafrikas, in denen in den fünfziger Jahren Massenimpfungen stattfanden — heute Zaire, Burundi und Ruanda —, entpuppen sich als Epizentrum der afrikanischen Aids-Epidemie.

Belgische Wissenschaftler haben anhand alter Blut- und Gewebeproben sieben Aids-Fälle zwischen 1962 und 1976 in Zaire und Burundi festgestellt — lange bevor Aids zur Epidemie wurde oder in den USA auftrat.

Andere Faktoren sprechen gegen die Aids-Polioimpfstoff- Connection. Warum, wenn die Infektion bereits Ende der 50er Jahre ihren Ursprung hatte, kam es erst Jahrzehnte später zur Aids- Epidemie? Curtis vermutet, die Infektionsrate hielt sich in den betroffenen ländlichen Gebieten zunächst in Grenzen und blieb von der Außenwelt unbemerkt. Wissenschaftler bezweifeln, daß das oral aufgenommene HIV-Virus (Poliovakzin wird per Schluckimpfung verabreicht) infektionsfähig bleibt. Dagegen spricht: Das Virus infiziert die Zellen der Schleimhäute. Außerdem kann es jederzeit über Wunden im Mund in den Blutkreislauf gelangen.

Über die möglichen Infektions- und Verbreitungswege des mit dem Impfstoff eingeführten Virus läßt sich viel spekulieren. Proben der Stammkulturen, aus denen zu jener Zeit das Poliovakzin hergestellt wurde, liegen heute noch auf Eis beim US-amerikanischen „Wistar Institute“ in Philadelphia. Angeblich hat das Institut bereits mehrere Anfragen von Aids-Forschern bekommen, die in den alten Kulturen HIV- verwandte Viren suchen wollen. Silvia Sanides