Unterm Strich

Der deutsche Sprachwissenschaftler Prof. Lutz Mackensen ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Mackensen war Gründer und langjähriger Leiter der Einrichtung Deutsche Presseforschung. Er wurde bekannt durch seine Bücher über Sprachgeschichte, Sprichwörter, Redensarten und durch seine Sprachwörterbücher. Zuletzt verfaßte er eine umfangreiche Monographie zum Begriff Volk in der deutschen Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart.

Weiterhin bedeckt bleibt (hoffentlich) nicht der Himmel über Berlin, sondern die Blößen der Figuren auf Michelangelos Werk Das Jüngste Gericht in der Sixtinischen Kapelle Rom. Nur einige Kaschierungen der ursprünglich natürlichen Darstellung, die von anonymen Künstlern oder erst in den letzten Jahrhunderten über das Werk gemalt worden sind, sollen nun verschwinden. Ab 1994 kann der Tourist sehen, was sich sich bisher an anrüchiger Stelle unter den Farbschichten verbarg.

Auch in Aleria (Korsika) wird restauriert: Antike römische Stätten werden (zum Teil) wieder aufgebaut. Das Forum, ein Amphitheater, Thermen, Tempel, Häuser und Straßen sollen wieder hergerichtet werden. Das aufwendige Programm soll umgerechnet drei Millionen Mark kosten, von denen die Europäische Gemeinschaft 600.000Mark übernimmt.

Das Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt ist vorübergehend ein Forum für zeitgenössische Buch-Kunst. Mit 90 Arbeiten von neun Galeristen würdigt das Institut das Buch als Gegenstand der Kunst, als Träger und Behälter von Zeichen, Bild, Schrift und Wort. Ausstellungsmotto: Nicht von dieser Art. Eine Anspielung auf die Kunstmesse Art, die ebenfalls in diesen Tagen eröffnet wird, und die der Sparte Buch-Kunst nur einen reduzierten Raum zubilligt. Die Ausstellung im Kunsthandwerkmuseum ist bis zum 12.April zu sehen.

Beim Internationalen Trickfilm-Festival in Stuttgart erhielt Michaela Pavlatova (Tschechoslowakei) den mit 15.000Mark dotierten Preis für ihren Beitrag Wörter, Wörter, Wörter. Ebenfalls ausgezeichnet wurden die Filme von Priit Pärn (Estland) und Philip Hont (Großbritannien). Letzterer erhielt den Mercedes-Benz-Förderpreis. Der bringt immerhin 40.000Mark.

Unser neuestes Steckenpferd besteht in der Ehrung verdienter Sängerinnen. Deshalb wollen wir nicht unterschlagen, daß die Sopranistin Lilly Lust in Karlsruhe gestern ihren sage und schreibe 103. Geburtstag feierte. Freunde hatten der rüstigen Dame ein Fest ausgerichtet.

Die Ostberliner Akademie der Künste erinnerte am Dienstag abend mit einer Lesung unter anderem unveröffentlichter Briefe an ihr früheres Mitglied Franz Fühmann. Der Autor, von der DDR-Kulturpolitik als „literarischer Bewältiger der faschistischen Vergangenheit“ geehrt, war in seinen letzten Lebensjahren immer mehr auf Distanz zur SED gegangen. Von Fühmann, der in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden wäre, sind jetzt Texte aus dem Nachlaß erschienen.

Im Alter von 37 Jahren ist am Dienstag der Dramatiker Michael Zochow gestorben. Der gebürtige Prager hatte 1990 den Gerhart-Hauptmann-Preis für sein Stück Traiskirchen erhalten. 1991 wurde er mit dem Welti-Preis geehrt. Nach seiner Emigration in die Schweiz 1968 arbeitete Zochow als Journalist, bevor er 1979 nach Berlin ging. Dort begann er Theaterstücke zu schreiben. Unter anderem Die Reise zum Mond und Ein Neger mit Gazelle.

Geburtstag hatte die Europäische Festival-Vereinigung: 40jähriges Jubiläum wurde am Mittwoch in einer Festsitzung in der Deutschen Staatsoper Berlin gefeiert. Mitglieder der Vereinigung veranstalten in 25 Ländern rund 100 Festivals. Ziel: Festivals sollen Neuland betreten und Brücken schlagen.

Das Goethe-Institut beabsichtigt, in Weimar ein Inlandsinstitut zu errichten. Erste Beratungen wurden am vergangenen Wochenende in Weimar geführt. Vor allem das kulturgeschichtliche Umfeld der Klassikerstadt und der Region spreche für ein solches Institut in der Stadt. Es soll nicht nur der Sprachvermittlung dienen, sondern auch eine internationale Begegnungsstätte werden. Weltweit gibt es 157 Einrichtungen des Goethe-Instituts, in der Bundesrepublik 16.

Eine Sprachwissenschaftlerin ist geehrt worden: In Mannheim erhielt Prof. Els Oksaar den Konrad-Duden-Preis 1991. Die mit 15.000 Mark dotierte Auszeichnung für besondere Verdienste um die deutsche Sprache wurde zum 17. Mal verliehen. Die Preisträgerin ist Professorin für allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind neben Sprachtheorie und Sprachsoziologie auch Spracherwerbs- und Mehrsprachigkeitsforschung.

In Paris hat der französische Komponist Olivier Messiaen den Ludwig-Spohr-Preis 1991 der Stadt Braunschweig entgegengenommen, der alle drei Jahre an einen lebenden Komponisten zeitgenössischer Orchester- oder Kammermusik vergeben wird. Normalerweise wird der Preis in Braunschweig überreicht. Doch in diesem Fall wurde eine Ausnahme gemacht: Da der 83jährige Komponist gesundheitlich angegriffen ist, erhielt er die Auszeichnung in seiner Wohnung.

Die Wikinger kommen. Fast 1.000 Jahre nach ihren Eroberungszügen von England über Nordfrankreich bis Griechenland und Rußland dokumentiert die bisher größte Ausstellung den Reichtum dieser normannischen Kultur. Am Dienstag nächster Woche wird die Ausstellung in Paris eröffnet: von Staatspräsident Francois Mitterrand und der dänischen Königin Margrethe. Ab 1.September wird die Dokumentation auch in Berlin zu sehen sein.

Der spanische Schriftsteller Andres Trapiello ist am Mittwoch abend für seinen Roman La educacion sentimental (?!?) mit dem internationalen Literaturpreis Plaza y Janes 1992 ausgezeichnet worden. Der 1953 geborene Autor hat bisher fünf Gedichtbände, mehrere Essays und einen Prosaband mit dem Titel La tinta simpatica verfaßt (übersetzt heißt das soviel wie Die Geheimtinte).