MIT DEN INGENIEUREN AUF DU UND DU
: Lahmer Klimaschutz

■ VDI-Ingenieure werfen Bundesregierung Untätigkeit vor

Berlin (taz/ap) — Ingenieure sind Macher und Politiker Schwätzer, so das Vorurteil. Und deswegen sind die technisch versiertesten unter unseren Landsleuten mit der Politik notorisch unzufrieden. Interessant wird es allerdings, wenn der an sich konservative berufsständische Verein deutscher Ingenieure (VDI) zum Vorkämpfer an der Öko-Front avanciert. In Würzburg kritisierten die Energie-Fachleute im VDI bei einer Tagung ganz massiv die ökologische Ignoranz der Bundesregierung, die das Energiesparen und die Schadstoffreduzierung nicht genug fördere. Dabei läge das langfristige Energiesparpotential bei 30 bis 40Prozent.

Die Technik zum Einsparen von Energie und zum Verzicht auf fossile Brennstoffe stehe bereit, trotzdem würden in den kommenden Jahren nach heutigen Prognosen nur wenige Prozent Energie respektive Kohlendioxid eingespart, so der VDI. Ohne eine konsequente Politik zur Minderung der Kohlendioxid-Emissionen sei das Ziel der Bundesregierung, bis 2005 eine Verringerung des Ausstoßes um 25 bis 30Prozent zu erreichen, aber nicht zu haben. Prügel bezog vor allem Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann: Die von ihm verantwortete Energie- und Industriepolitik nähme die zusätzlichen Möglichkeiten beim Energieeinsparen nicht hinreichend wahr. Angesichts des weltweiten Bevölkerungswachstums sei ein Verzicht auf nationale wie internationale gesetzliche Vorgaben aber nicht denkbar.

Besondere Sorgen macht den Ingenieuren, die sich mit Energietechnik beschäftigen, auch der Straßenverkehr. Dort sei trotz technischer Neuerungen höchstens mit einer Emissionsminderung um zehn Prozent zu rechnen. „Einsparungen werden durch häufigere Fahrten und dickere Autos wieder aufgefressen“, kritisierte Eberhard Jochem vom Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung. Die Verbraucher müßten ihr Verhalten drastisch ändern, wenn der Ausstoß von Kohlendioxid verringert und der Erwärmung der Erdatmosphäre begegnet werden solle. ten