Fünf sangen in der Neustadt vor

■ Potentieller OrtsamtsleiterInnen mußten sich vorstellen

Die Neustadt braucht einen neuen Ortsamtsleiter. Die fünf potentiellen NachfolgerInnen des in Ruhestand gegangenen Klaus Rosebrock stellten sich am Donnerstag abend den versammelten Beiräten der Neustadt und Woltmershausens vor.

Anton Bartling, Sachgebietsleiter für den Drogenbereich im Amt für soziale Dienste und Stadtteilkoordinator, war offenbar etwas überfordert durch Professor Albers– Frage nach „den brisantesten kommunalpolitischen Themen der Neustadt“. Die Stichworte Verkehrsbelastung entlang der Neuenlander Straße, Besetzerproblematik in der Grünen Strasse und Integrationsprobleme der Ausländer kamen eher zögernd. Das Interesse der Beiräte blieb gering.

Anders bei der zweiten Kandidatin. Elisabeth Hackstein, derzeit grüne Umweltpolitikerin in der Bremischen Bürgerschaft, wurde von den Beiräten ausführlih befragt. Sie beschrieb die „Zwitterposition“, die ein(e) OrtsamtsleiterIn zwischen dem Beirat und den Behörden einnimmt und betonte die Wichtigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Beiräten und OrtsamtsleiterIn. „Als verlängerter Arm der Beiräte zu den Behörden hin,“ so ihre Vorstellung von der Funktion einer Ortamtsleiterin. Auf Fragen aus der FDP-Fraktion nach Gerüchten über Parallelbewerbungen reagierte sie heftig. „Man hat mich gefragt, ob ich dies oder jenes werden will, aber keiner hat mich gefragt, was ich denn eigentlich wirklich selber machen will“. Sie habe sich nur für die Ortamtsleitung beworben, weil sie ihre Aufgaben in der kommunalen Politik sähe.

Der nächste Kandidat gilt bislang als Favorit: Hans Dieter Kahrs, als Neustädter und Vorsitzender der SPD-Fraktion mit gewissen Heimvorteilen. Mehr Bürgernähe auch zu Randgruppen oder einzelnen BürgerInnen, die ihre Probleme nicht aktiv vortragen wollen, sollte durch „öffentliche Sprechstunden zum Beispiel auf den Wochenmärkten“ erreicht werden. Der Informationsfluß zwischen BürgerInnen, Beiräten und den Behörden müsse und könne verbessert werden, und er selbst könne dazu beitragen, indem er den Zugang zu notwendigen Daten erleichtern und überhaupt ermöglichen könne. Seine Selbsteinschätzung als „Politikverrückter“ und der Wunsch nach mehr direkter politischer Betätigung sind für ihn die Gründe für diese Bewerbung.

Peter Rudolph, der ächste beim Vortrag, räumte sich selbst von Anfang an nur „Außenseiterchancen“ ein. Der Beirat der CDU-Fraktion in Schwachhausen konnte zu speziellen Neustädter und Woltmershausener Problemen nicht allzu viel Konkretes sagen. Auf die Frage nach dem Wahlrecht von Ausländern und nach seinen Vorstellungen von der Zusammenarbeit mit potentiellen Ausländerräten auf Beiratsebene nahm er zwar etwas Abstand vom Entscheid des Staatsgerichtshofes, der Ausländern kein Wahlrecht einräumt, begrenzte es aber nur auf die EG- Länder. Auch das Interesse der Beiräte schien begrenzt.

Die selbständige Rechtsanwältin und Beirätin im Viertel Silvia Weinert begründete ihre Bewerbung mit der Unzufriedenheit über das selbstherrliche Verhalten anderer OrtamtsleiterInnen. Sie stand allerdings mit ihren Ausführungen einer ermüdeten Beiratsversammlung gegenüber und durfte bald gehen.

Die endgültige Wahl soll am 22. April stattfinden. Ob dann über alle KandidatInnen abgestimmt werden soll, oder ob nur ein Teil zur Wahl steht, noch nicht einmal darauf konnten sich die Fraktionen verständigen. Veronika Meduna