Heroin von Ärzten statt Dealern?

■ BremerInnen diskutierten Legalisierung harter Drogen

Heroin auf Krankenschein, das ist für den Hamburger Jugendrichter Achim Katz lediglich „ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.“ Katz war neben dem Hamburger Drogenbeauftragten Horst Bossong Gast einer Talkshow des „Gesundheitstreffpunkts“ in Walle zu diesem Thema. Als Vertreter des „Hamburger Modells“, das der Hamburger Senat am Dienstag dieser Woche beschloß, hatten sie konkrete Ideen zur Legalisierung vorzustellen: 200 Abhängige sollen in einem Modellversuch Heroin unter staatlicher Aufsicht erhalten. Dies ist, so Hamburgs Drogenbeauftragter, zur Stabilisierung derjenigen gedacht, die aus anderen Therapieangeboten herausfallen. Ziel sei, sie danach zum Beispiel der Methadonsubstitution zuzuführen.

Bremer Drogenexperten und Politiker gaben sich in der Diskussion am Donnerstag abend dagegen skeptisch. „Heroin? Nein. Das Substitutions-Programm ist ja noch nicht einmal ausgereizt“, betonte Matthias Gruhl von der Gesundheitsbehörde. Und der Arzt Peter Heinen, seit 18 Jahren engagierter Verfechter und Vorreiter der Methadonbehandlung, bezeichnete den Weg über „Heroin auf Krankenschein“ schlicht als nicht praktizierbar: „Ich kann das nicht diskutieren, ohne über Vergabe nachzudenken.“ Zum einen müßten sich die Heroinpraxen dann aus Sicherheitsgründen „einbunkern“, zum andern müsse für die einwandfreie Injektion gesorgt werden. Heinen: „Dann können wir ja gleich den Butler spielen oder gar Venenkatheder legen.“ (“Butler“ werden unter Junkies deren Helfer genannt, die anderen den Druck spritzen). Außerdem sei es aus pharmakologischen Gründen mit Heroin nicht möglich, die Patienten auf ein konstantes Niveau einzustellen.

Für den Bewährungshelfer Raimund Suchland vom Verein akzeptierende Drogenarbeit wäre die Freigabe allerdings ein Weg, um der Verelendung entgegenzutreten, die sich vor allem aus Kriminalisierung und Beschaffungskriminalität ergäbe. „Dann aber ganz“, provozierte Guus van der Upwich, Landesdrogenbeauftragter in Bremen. „Das ist doch eine billige und attraktive Droge. Dann braucht man sich nicht mehr den ganzen Bauch mit Schnaps vollzupumpen, bevor man was merkt.“

Van der Upwich wollte jedoch nicht so sehr über eine Legalisierung, als vielmehr über das sehr gespaltene gesellschaftliche Bewußtsein zur Sucht reden: „Für unser Präventionsprogramm gibt es weiterhin kein Geld.“

„Heroin auf Krankenschein ist auch kein Programm zur Lösung von Suchtproblemen, sondern nur eine weitere Hilfe für süchtige Menschen“, hielt ihm der Hamburger Richter entgegen. Und der FDP-Abgeordnete Axel Adamietz, entschiedener Gegner der Legalisierung, betonte: „Legalisierung, das geht nur weltweit“, gegen die Drogenkartelle. ra