■ JUSTIZ: Anklage wegen Lorenz-Entführung
Berlin. Die Berliner Justiz hat Inge Viett wegen der Entführung des früheren Berliner CDU-Landesvorsitzenden Peter Lorenz angeklagt. Der 48jährigen, die sich derzeit vor dem Oberlandesgericht Koblenz unter anderem wegen des Attentats auf den ehemaligen Nato-Oberbefehlshaber Alexander Haig verantworten muß, werden von der Berliner Staatsanwaltschaft weiterhin die Entführung des Wiener Industriellen Palmers von 1977, zwei Banküberfälle (1975) sowie die Befreiung Till Meyers aus dem Gefängnis Moabit vom Mai 1978 zur Last gelegt. Nach Angaben der Justizsprecherin ist ein Termin zur Hauptverhandlung noch nicht festgelegt worden. Der Anwalt von Frau Viett sagte, er bezweifle, daß es zu einem Prozeß in Berlin kommen werde. Angesichts der Strafe, die seine Mandantin im Koblenzer Verfahren zu erwarten habe, rechne er mit einer Einstellung des Berliner Verfahrens. Der mittlerweile verstorbene Lorenz war 1975 in den Keller einer Kreuzberger Ladenwohnung verschleppt worden. Es gelang, die Freilassung von sieben Terroristen, deren Flug nach Jemen und die Zahlung von 120.000 Mark Lösegeld zu erzwingen. Frau Viett konnte in den siebziger Jahren zweimal aus Gefängnissen entweichen. Vor ihrer Festnahme hatte die gelernte Kindergärtnerin in Magdeburg in der Personalabteilung eines Schwermaschinenbaukombinats die Organisation von Kinderferienlagern geleitet.
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