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IKRK-Delegation verließ den Iran

Genf (taz) - Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) hat sich dem Druck der iranischen Regierung gebeugt und die 15 MitarbeiterInnen seines Teheraner Büros gestern vollständig nach Genf abgezogen. Teheran hatte die Schließung des Büros und die Ausweisung am letzten Wochenende verfügt mit der Begründung, die IKRK-Delegation habe unbefugterweise Informationen über die Menschenrechtslage im Iran an die UNO-Menschenrechtskommission in Genf weitergegeben. Auf der Basis eines bereits im Dezember fertiggestellten Berichts ihres Sonderbotschafters im Iran hatte die Kommission Teheran Anfang Februar wegen der Mißhandlung politischer Gefangener und willkürlicher Massenexekutionen scharf verurteilt.

Ein Sprecher des IKRK verwies gestern erneut daruf, daß die Vorwürfe Teherans unhaltbar seien. Denn erst seit dem 22.Januar dieses Jahres haben die IKRK-MitarbeiterInnen im Iran überhaupt Zugang zu politischen Gefangenen. Bis dahin kümmerten sie sich ausschließlich um die nach wie vor rund 20.000 irakischen Kriegsgefangenen. Vor der Presse versuchte der IKRK-Sprecher gestern die Ausweisung damit zu erklären, daß das IKRK zum Sündenbock für Spannungen zwischen rivalisierenden Fraktionen innerhalb der iranischen Regierung gemacht worden sei. Inoffiziell wird jedoch auch in der Genfer IKRK-Zentrale davon ausgegangen, daß Teheran mit der Ausweisung Druck auf die Regierung in Bern ausüben will, den in der Schweiz inhaftierten Iraner Zia Sarhadi nicht an Frankreich auszuliefern.

Sarhadi soll im Oktober letzten Jahres den Mördern des im Pariser Exil lebenden ehemaligen iranischen Ministerpräsidenten Bachtiar zur Flucht verholfen haben. Zu den Druckversuchen Teherans gehört auch die Verweigerung von Visa- Stempeln für Schweizer Geschäftsleute, über die sich eidgenössische Firmen verstärkt beklagen. Anfang der Woche ist im Iran ein Schweizer Geschäftsmann verschwunden und bis heute nicht wieder aufgetaucht. azu

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