„Krowicki wollte die Macht“

■ Der ehemalige Trainer des TuS Walle Bremen berichtet über seinen Abgang

Am 11. Februar trennte sich das Management des des TuS Walle von seinem damaligen Trainer Laszlo Kovacs. Es hieß, daß das Duo Brüggemann/Birr diese Entscheidung herbeigeführt habe. Die taz erreichte den geschaßten Ungarn jetzt in Budapest. Hier ist seine Version der Dinge.

Herr Kovacs, sind Sie froh, daß Sie nicht mehr Trainer beim TuS Walle sind?

Wissen Sie, ich hatte immer ein Ziel vor Augen: Ich wollte mit dem TuS Walle den Europapokal gewinnen, Deswegen habe ich diesen Vertrag abgeschlossen. Ich wollte eigentlich zurück nach Budapest. Dann kam diese Idee mit meiner Trainertätigkeit bei Walle, das hat mich gereizt. Diese Mannschaft kann viel, ist talentiert und hat hervorragende Spielerinnen. Ich dachte, ich könnte meinen Titel als Gewinner des Europapokals der Herren noch einmal wiederholen. Es wäre ganz schön gewesen. Ich war begierig auf diesen Titel, vielleicht war ich zu eitel, aber na ja...

Wie war denn Ihr Verhältnis zu Volker Brüggemann?

Es war eine rein geschäftliche Beziehung. Er war mein Chef, ich habe regelmäßig mein Geld bekommen, und wir sind höflich miteinander umgegangen. Das war alles. Eine kühle, finanzielle Beziehung.

Wie ist die Trennung zwischen Ihnen und dem TuS Walle aus Ihrer Sicht zustande gekommen?

Oh, das war sehr interessant. Ich habe einen Anruf bekommen, ich sollte zu Eddy Birr gehen. Der sagte mir, daß sie eine Vertragsänderung machen möchten. Ich sollte weniger Geld bekommen und mit Krowicki zusammenarbeiten. Ich dachte erst, wir sollten so zusammenarbeiten: Ich als Cheftrainer, er als Co-Trainer. Plötzlich war es aber so, daß Krowicki alles haben wollte. Ich hatte das Gefühl, daß Krowicki die „Macht“ übernehmen wollte. Ich hatte aber einen Vertrag als Cheftrainer, und das Angebot konnte ich nicht akzeptieren. Ich habe denen gesagt, es geht nicht, und ihnen vorgeschlagen, uns voneinander zu trennen.

Offiziell hieß es, daß den Herren Brüggemann und Birr Ihre Trainingsmethoden nicht hart genug gewesen seien.

Brüggemann und Birr hatten die Auffassung, daß die Mannschaft überhaupt keinen Trainer braucht. Ich konnte diese Meinung nicht akzeptieren. Ich finde, eine Mannschaft kann sich nicht selbst steuern. Gegen Lützellinden hat man das in beiden Spielen gesehen: Da war die Mannschaft ohne Kopf, und deshalb hat sie letztlich auch verloren.

Wie hätten Sie die Mannschaft eingestellt?

Ich habe schon mehrere Wochen vor dem Spiel mit Eddy Birr gesprochen. Das Problem war, daß Lützellinden die wesentlich größeren Spielerinnen hatte. Wenn wir in der Deckung am Kreis bleiben, haben wir dagegen keine Chance. Das ist mehr als eine Theorie: Sie haben ja im Rückspiel beim Spielstand von 15:18 gesehen, daß die Spielerinnen auf eine ganz offensive Deckung umgestellt hatten. Das hat da noch zum knappen Sieg gereicht, und mit dieser Taktik hatten wir in der zweiten Halbzeit auch das Rückspiel in Paris gewonnen. Ich bin sicher, daß wäre eine gute Lösung gewesen, um gegen Lützellinden zu gewinnen.

Was sagen Sie zu den Vorwürfen gegen Ihr Training?

Während der Saison dürfen wir nicht harte Trainingseinheiten machen. Was meine Nachfolger vor dem Spiel gegen Lütellinden gemacht haben, 20 Minuten zügiges Laufen, fünfmal sechshundert Meter volles Tempo laufen, und zwischendurch noch Sprints, das war völlig falsch. Das paßt nicht in eine Wettbewerbsphase. Diese harten Trainingseinheiten gehören zur Saisonvorbereitung.

Haben Sie sich eigentlich wohl gefühlt in Ihrer Bremer Zeit?

ein, nein.

Was fehlte Ihnen denn?

Ich habe keine Mittel in der Hand gehabt. Wir haben nur elf Feld- Spielerinnen gehabt, brauchen tut man aber 16 oder 17. Ich hatte keine Ersatzspielerinnen. Das bedeutete, wenn bei uns eine Spielerin ein schlechte Form gezeigt hat oder faule Trainingseinheiten, hatte ich kein Mittel, zu regulieren. Ich konnte die Mannschaft nicht führen, ich habe diesen Mangel immer gespürt.

War die Handball-Mannschaft beim TuS Walle Ihrer Meinung nach ein Profi-Unternehmen?

Einerseits natürlich professionell. Die Spielerinnen mit ihren Verträgen, die Substanz der Mannnschat, das ist schon professionell, aber die Methode ist überhaupt nicht professionell. Die Frauen haben ihr Geld bekommen, ob sie gut waren oder nicht, sie haben dieses Geld bekommen...

...So eine Art Beamtenhandball...

Ja, das war wie bei der Caritas. Wenn jemand gute Leistung zeigt, daß muß er das in der Tasche spüren, wenn wir professionell sind.

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