Nach dem Einkauf zum Pastor

■ „City-Seelsorge“ in der Liebfrauenkirche: Erste Hilfe im persönlichen Gespräch

Nach dem Einkaufsbummel noch kurz zum Pastor. Das ist, auf einen kurzen Nenner gebracht, das Angebot der City-Seelsorge. Das neue Konzept der Bremer Evangelischen Kirche, das gestern vorgestellt wurde, soll eine Lücke im seelsorgerischen Beratungsangebot füllen. Wer schnell, ohne vorherige Anmeldung und anonym eine seelsorgerische Beratung sucht, soll donnerstags zwischen 17 und 19 Uhr in die Liebfrauenkirche kommen.

In dreijähriger Probezeit hat Pator Timm Lohse das Konzept entwickelt. „Nachdem aber pro Abend bis zu 12 Interessierte kamen, konnte ich es nicht mehr alleine machen.“ Lohse bildete also nebenbei Bremer Pastoren, Diplom-Pädagogen und Sozialarbeiter für die seelsorgerische Erste Hilfe aus. Jetzt teilen sich 16 Mitarbeiter in Wechselschicht die Arbeit in der Sakristei und in der Krypta der Liebfrauen- Kirche. Die Schwelle für die Ratsuchenden soll möglichst niedrig sein. „Niemand soll hier Angst haben müssen, daß wir ihm die Bibel über den Kopf hauen“, erklärte Lohse.

„Hier kommt die Kirche ihrem eigentlichen Auftrag wieder nach“, begrüßte auch der Schriftführer der Bremer Evangelischen Kirche, Pastor Ernst Uhl, das Projekt City-Seelsorge. Und Olaf Droste, Öffentlichkeitsreferent der BEK, erklärte: „Dieses Angebot ist ein Weg weg von den Komm-Strukturen hin zu den Geh-Strukturen.“ City-Kirche gehe auf die Leute dort zu, wo die Menschen sind. Allerdings ist die Anspielung auf den verkaufsoffenen Donnerstag, mit der für die City-Seelsorge geworben wird, wohl eher flapsig gemeint. Tatsächlich besteht an Montagen und Donnerstagen erfahrungsgemäß der höchste Beratungsbedarf.

Gewalt gegen Kinder und Frauen, sexuelle Gewalt, Suchtprobleme, Ehekrisen, Einsamkeitsprobleme — das sind die Themen, mit denen die Seelsorger konfrontiert werden. „In der City-Seelsorge entfaltet sich Beratung sowohl als Beichte als auch als Buße“, heißt ein provozierender Satz von Timm Lohse. Soll heißen, daß die therapeutischen Möglichkeiten der BeraterInnen beschränkt bleiben, wenn die „Klienten“ selbst nicht an der Lösung ihrer Probeleme mitarbeiten. „Aus der Telefonseelsorge ist bekannt, daß ganz viele Menschen den ersten Schritt machen und dann immer wieder nur diesen Schritt wiederholen. Buße, erklärt der Pastor, sei aber die Bereitschaft zur Umkehr. mad