Kein schwuler Hampelmann

■ Polizeiführung überlegt, Planstelle für einen Schwulenbeauftragten im Präsidialbereich einzurichten

Berlin. Der Knüppeleinsatz der Polizei in der Schöneberger Schwulenkneipe Tabasco vor zehn Tagen hat ein Nachspiel. Wie die taz aus zuverlässiger Quelle erfuhr, überlegt die Polizeiführung, ihrem ehrenamtlichen Schwulenbeauftragten Heinz Uth eine Planstelle im Präsidialbereich zu geben. Eine Entscheidung von Polizeipräsident Georg Schertz wird im Laufe dieser Woche erwartet.

Mit der Drohung, von seinem Amt zurückzutreten, hat Heinz Uth die Debatte über seine Aufgaben selbst ausgelöst. »Mein persönliches Engagement nützt nichts, wenn ich keine Kompetenzen habe«, erklärte der Schwulenbeauftragte gegenüber der taz.

In seiner jetzigen Funktion im Wilmersdorfer Raubdezernat hat Uth weder direkten Einfluß auf andere Sachgebiete wie Drogen und Prostitution noch auf Vorfälle in anderen Bezirken. Mehrfach haben Kollegen seine Bemühungen, Vorurteile zwischen Schwulen und Polizeibeamten abzubauen, durch Razzien in Schwulenlokalen unterlaufen. Nach dem Einsatz in der Tabasco- Bar, bei dem mehrere Gäste verletzt wurden, machte Uth nun klar: »Ich bin kein Hampelmann.«

Von der Schwulenszene wird der Polizeibeauftragte in seiner Alles- oder-nichts-Strategie unterstützt. Das Homoprojekt »Mann-O-Meter« setzte die Gespräche mit der Polizei im Anti-Gewalt-Bereich vorerst aus. In Erklärungen forderten auch der Berliner Schwulen-Verband und die Schwusos in der SPD mehr Kompetenzen für den Beauftragten. Bestätigt sehen sich die Homobeamten des Referats für gleichgeschlechtliche Lebensweisen: »In einem Brief an Innensenator Heckelmann haben wir schon vor einem Dreivierteljahr eine Planstelle für Uth gefordert«, sagte Mitarbeiter Claus Nachtwey.

Unterdessen kündigte der Abgeordnete Christian Pulz (Bündnis 90/ Grüne) einen Antrag im Parlament an, eine Planstelle für einen Schwulen- und Lesbenbeauftragten der Polizei einzurichten. Die Fraktion habe dafür eine genaue Aufgabenbeschreibung ausgearbeitet, erklärte Pulz. Dazu gehöre auch die Bedingung, daß der Beauftragte vor Razzien in Schwulenlokalen konsultiert werden müsse. Sollte die Polizeiführung zustimmen, dürfte es nur noch einen Streitpunkt geben. Nach den Vorstellungen von Bündnis 90/ Grüne sollte die Planstelle »am besten mit einem Schwulen« besetzt werden. Heinz Uth ist hetero. mize