Reichskriegsflaggenschwenker

■ betr.: "Prügel-Wochenende in Leipzig" von Nana Brinck, taz vom 23.3.92

betr.: „Prügel-Wochenende in Leipzig“ von Nana Brinck, taz vom 23.3.92

Wir mußten uns wieder einmal vergewissern, ob wir diesen Leserbrief an die Redaktion des „Spiegel“ oder der taz schicken müssen. Hatte der Artikel der Autorin Nana Brinck doch weder im Stil noch im Inhalt einen Unterschied zu den bürgerlich- staatstragenden Beiträgen im Deutschland-Magazin „Spiegel“.

[...] Anstatt einen Artikel „Ein Tag im Leben des CDU-Ordnungsdezernenten“ zu schreiben, wäre es angebracht gewesen den politischen Hintergrund des Vorgehens der organisierten Neonazis aufzuzeigen.

Bei der, offiziell als „Anti-Drogen-Demo“ angemeldeten Veranstaltung handelte es sich nicht nur um den Versuch der Führungskader der militanten Neonazis anhand eines populären Themas auf sich aufmerksam zu machen und neue Mitglieder zu rekrutieren. Sie ist Ausdruck der schon vielerorts gelungenen Vernetzung der verschiedenen Neonazi- Gruppen in West- und Ostdeutschland. Jeder Aufmarsch bedeutet eine Probe der Mobilisierungsfähigkeit. Ein weiterer Punkt ist der Streit der verschiedenen Flügel der Neonazis um die „richtige“ Strategie. Christian Worch, der Führungskader der „Nationalen Liste“ aus Hamburg, vertritt in dieser Auseinandersetzung den Flügel, der den zukünftigen Schwerpunkt der Nazis auf Themen, die einen breiteren Einfluß in der Bevölkerung versprechen legen will. Beispiele für diese Strategie sind: das Mittel der Hausbesetzung (Berlin Weitlingstr.), eine Kampfform, die bisher nur von fortschrittlichen Kräften praktiziert wurde; Versuche Einfluß in Bürgerinitiativen z.B. im Öko-Bereich zu erreichen u.a.

Aufgrund der hier zwar nur verkürzt aufgezeigten Hintergründe handelt es sich hierbei eben nicht nur um ein paar verirrte „Reichkriegsflaggenschwencker, die sich um ihren Führer scharen“, sondern verstärktes öffentliches Auftreten ist Ausdruck davon wie selbstsicher Neonazis auf den Straßen schon auftreten können.

Wir halten es gerade deshalb für nötig alle Versammlungen von Neonazis offensiv zu verhindern. Und dies kann nicht heißen, wie so gerne von der taz eingefordert, immer wieder nur an den Staat zu appellieren die Versammlungen doch zu verbieten. Unabhängig vom reaktionären Staat muß, wenn nötig militant, dafür gesorgt werden, daß solche Aufmärsche nicht stattfinden können.

Das sieht die taz natürlich nicht so. Sie sieht vielmehr die „Polizei zwischen links und rechts überfordert“ und stimmt damit völlig mit der Autonomen-Hetze und Rechts gleich Links-Schiene der sonstigen bürgerlichen Presse überein. [...] Oliver Gorewitz, Arne Timmermann (Mitglieder d. Ökologischen Linken)