■ DER POPULÄRE KONZERTFÜHRER
: Abstürzende Brandos und Pili Defunkt

Mit Blödsinn kann man es weit bringen: Die Abstürzenden Brieftauben (vgl. Foto oben) sind mit ihrem Funpunk unter dem Motto „Im Zeichen des Blöden“ bis nach Tokio gekommen. Ob man dort die linguistischen Feinheiten von Songs wie „Eine Muh, eine Mäh, eine Tätärätätä“ zu erfassen vermochte, muß bezweifelt werden; aber heute (2.4.) um 20 Uhr in der Kesselhalle des Schlachthofs können Konrad und Micro aus Hannover statt vor „artig ausflippenden Japan — Punx“ (so das Presseheft) wieder vor unartig ausflippenden Bremen-Punx ihre Show abziehen.

The Brandos werden häufig mit „Creedence Clearwater Revival“ und „U 2“ verglichen; aber die vier amerikanischen Musiker beschreiben ihre Musik lieber als „amerikanischen Gitarrenrock — New Wave Mainstream — mit erzählerischen Texten, die häufig von amerikanischer Geschichte und Tradition handeln“. Bei ihrem Auftritt heute abend (2.4.) um 20 Uhr im Modernes kann man überprüfen, ob ihre Musik tatsächlich den Geist des jungen Brando heraufbeschwört. „Nur Marlons abgewetzte Lederjacke fehlt“, schwärmte ein Kollege vor zwei Jahren.

Jasper Van't Hof war bis 1984 ein recht avantgardistisch spielender und entsprechend wenig bekannter Jazzpianist, doch dann nahm er einen Song mit afrikanischen Tanzrhythmen auf; dieser wurde ein Hit in den Discos, und der holländische Keyboarder hatte ausgesorgt. An der Erfolgsformel von Pili Pili hat er seitdem nichts geändert; alle paar Jahre macht er eine neue LP und dann die obligatorische Tournee mit afrikanischen Musikern. Am Freitag (3.4.) um 20 Uhr im modernes spielen in seiner Gruppe drei Percussionisten und ein Schlagzeuger.

Defunkt spielen ebenfalls Jazz als Tanzmusik, aber bei ihrem Konzert am Montag (6.4.) um 20 Uhr im Modernes wird es etwas wilder zugehen. Die Gruppe des Posaunisten Joseph Bowie vermischt die Stile und Temperamente von James Brown, Jimi Hendrix und John Coltrane. Immer in Höchstgeschwindigkeit und mit der athletischen Kraft des „Brikettschädels“ Bowie werden Partikel aus Rock, Funk, Punk, Jazz, Soul und Blues durcheinandergewirbelt und zu einer explosiven Mischung verschmolzen.

Von der englische Popgruppe Fisher Z um den Exzentriker John Watts hat man drei Jahre lang nichts mehr gehört. Nun macht ihre neue Single „Destination Paradise“ neugierig, denn statt der stampfenden Rhythmen der früheren Produktionen sind jetzt deutlich Einflüsse der Folkmusik zu erkennen. Am Mittwoch (8.4.) um 20 Uhr wird sich im Modernes zeigen, ob auch die anderen neuen Songs klingen wie Donovans Rache.

Willy Taub