Oberstes Ziel bleibt die Müllvermeidung

■ taz empfiehlt Mehrwegverpackung/ Wenn alle ihre überflüssige Verpackung im Laden zurücklassen, können die Hersteller zum Verzicht auf Doppelverpackungen gezwungen werden/ Gelbe Tonne nicht zu früh aufstellen

Berlin (taz) — Zu einer Aktion, zu der vor Jahren gelegentlich Ökogruppen aufriefen, ermunterte gestern Bundesumweltminister Klaus Töpfer die VerbraucherInnen: künftig sollen sie überflüssige Verpackungen im Laden zurücklassen. Doppelverpackungen wie Kartons um Zahnpastatuben oder Klarsichtfolien um Konfektschachteln sollen die KundInnen gleich im Laden auspacken, ebenso wie die zusätzlichen Hüllen um die Großpackung Schokoriegel. Zurücklassen dürfen die KundInnen grundsätzlich alle Umverpackungen, ob mit oder ohne Grünen Punkt.

Der Grüne Punkt signalisiert ohnehin nicht, daß das Produkt umweltfreundlich ist, sondern lediglich, daß die unverzichtbare Verkaufsverpackung — im Gegensatz zu der überflüssigen Umverpackung — künftig im Dualen System entsorgt werden kann. Trotz der berechtigten Kritik am Grünen Punkt ist das Auspacken überflüssiger Verpackung im Laden aber sinnvoll. So können die VerbraucherInnen Druck auf die Händler und diese wiederum auf die Hersteller ausüben, damit sie künftig auf die Doppelverpackung von vornherein verzichten.

98 Prozent der Umverpackungen sind tatsächlich überflüssig. Zu diesem Ergebnis kam selbst eine Untersuchung der Rewe-Handelskette, die tausend gängige Supermarktarktikel unter die Lupe nahm. Die zweite Hülle dient allein Werbezwecken und der schicken Präsentation, mit der zum Kauf animiert werden soll.

Wer wirklich umweltbewußt einkaufen will, sollte nach wie vor zu Mehrwegverpackungen greifen. Nur so kann Müll vermieden werden. Milch, Joghurt und Getränke sollten in Flaschen gekauft werden. Auf keinen Fall sollten Getränkedosen aus Weißblech in die Einkauftasche wandern. Auch nach der Einführung des Grünen Punktes gilt die Faustregel: Mehrweg ist besser als recyceln. Den Kauf von eingeschweißtem Käse oder Fleisch in geschäumten Verpackungen kann vermeiden, wer in einem Laden mit einer Käse-, Wurst- oder Frischfleischtheke einkauft. Auch für Obst und Gemüse gilt: Finger weg von den geschäumten Verpackungen mit Folienumhüllung. Papiertüten sind den Plastiktütchen vorzuziehen.

Die Verkaufsverpackungen mit dem Grünen Punkt, die man notgedrungen nach Hause geschleppt hat, sollen nach Töpfers Vorstellung in die gelbe Tonne wandern. In einigen Städten wie Bonn wird sie interessierten Haushalten auf Antrag bereits kostenlos vor die Tür gestellt. Wer seinen Müll sortiert und einen Teil in die gelbe Tonne wirft, spart letztlich Müllgebühren, weil er dann mit einer kleineren grauen Tonne auskommt. Dennoch raten Verbraucherinitiativen, mit dem Antrag für eine gelbe Tonne noch zu warten. Sie wollen vor Ort erreichen, daß das duale System ökologisch nachgebessert wird. Konservendosen und Kunststoffbecher sollen nicht mit Papier und Glas vermischt in der gelben Tonne landen, sondern getrennt gesammelt werden. Wenn überall schon die gelbe Tonne steht, läßt sich das nicht mehr durchsetzen. Nähere Auskünfte erteilen die lokalen Verbraucherinitiativen. win