Hellersdorf in Zahlen

■ Jeder dritte Einwohner ist minderjährig/ Jegliche Infrastruktur läßt noch zu wünschen übrig

Hellersdorf. Jeder dritte Hellersdorfer darf nicht mit dem Stimmzettel über seine Zukunft entscheiden. Mit dem Ausländeranteil, der vernachlässigenswert gering ist, hat das nichts zu tun. 40.799 der 123.446 Einwohner sind minderjährig, die meisten Hellersdorfer sind sechs bis zehn Jahre alt. Dementsprechend groß ist der Bedarf an Kinder-, in einigen Jahren auch an Jugendeinrichtungen.

Im Neubaugebiet, das Handwerker aus allen DDR-Bezirken seit 1986 aus dem Boden stampften, leben 90.000 Menschen. In den Siedlungsgebieten Kaulsdorf und Mahlsdorf wohnen 30.000. Nach der Wende wurde Hellersdorf als eine der größten Baustellen Deutschlands liegengelassen. Noch immer gibt es kein Kino und kein Schwimmbad. Zwei Sportplätze müssen reichen. Etwa jeder dritte erwerbsfähige Hellersdorfer ist arbeitslos. Es fehlen Treffpunkte, Kneipen, Lokale, Spielplätze, Ampeln.

Mit 31 Prozent der Wählerstimmen stellte die PDS nach den letzten Bezirkswahlen mit 38 Sitzen die stärkste Fraktion. Die Regierungskoalition bildete die SPD (30,6 Prozent) mit der CDU (18,1 Prozent), Teilen des Bündnis 90 sowie der FDP (0,1 Prozent). Im Februar kündigte die CDU die Koalition, hielt aber ihre beiden Stadtratsämter inne. Die Opposition mokierte sich über die »Provinzposse«. Im März stellte das Bündnis 90 einen Abwahlantrag gegen die Bürgermeisterin Marlitt Köhnke (SPD). Ihr wird vorgeworfen, 50 Millionen Mark für Baumaßnahmen nicht verwendet sowie 169 Stellen im öffentlichen Dienst nicht besetzt zu haben.

Wahlkampfthema Nummer eins ist die Verbesserung der Infrastruktur. Von den 2.814 Hellersdorfer Hektar sind 268 Erholungs- und 125 Hektar Verkehrsfläche, Straßen, Plätze oder öffentliche Wege. Zum Vergleich: Das etwa gleich große Charlottenburg verfügt über 566 Hektar Erholungs- und 732 Hektar Verkehrsfläche. Mit 6.000 Arbeitsplätzen ist das Bezirksamt der größte Arbeitgeber am Ort; die meisten Hellersdorfer sind Pendler. Seit dem vergangenen Jahr können sie immerhin den Bedarf an täglichen Lebensmitteln im Neubaugebiet decken. Was vielen Geschäften jedoch noch fehlt, ist ein gepflasterter Weg vor ihren Türen. An regnerischen Tagen waten die Einkaufenden durch knietiefen Schlamm. jgo