■ ENDGÜLTIGES AUS FÜR DEN MAFIAPATEN JOHN GOTTI
: "Don Teflon" angekratzt

„Don Teflon“ angekratzt

New York (dpa/taz) — Sie nannten ihn stets „Teflon-Don“, weil einfach nichts an ihm hängenblieb. Nun aber kam das endgültige Aus: Der Mafia- Boß John Gotti, Chef der mächtigsten Gangster-Familie der Vereinigten Staaten, ist am Donnerstag von einer Jury in New York des Mordes in fünf Fällen schuldig gesprochen worden. Gotti muß mit lebenslänglich rechnen, wenn am 23. Juni das Urteil gesprochen wird. Die Todesstrafe gibt es im Bundesstaat New York nicht.

Der 51jährige „Pate“ der Gambino-Familie war in drei voraufgegangenen Prozessen freigesprochen worden, weil ihm vor allem die Ermordung seines Vorgängers Paul Castellano nicht nachgewiesen werden konnte. „Big Paul“ war 1985 mitten in Manhattan vor einem eleganten Restaurant auf offener Straße von zahlreichen Kugeln durchsiebt worden. Gotti wurde, vor allem aufgrund der Aussagen seines ehemaligen Mafia-Kumpanen Salvatore „Sammy the Bull“ Gravano, jetzt wegen fünffachen Mordes, wegen organisierter Verbrechen in elf Fällen, wegen Mordverschwörung, Obstruktion der Justiz und einer Reihe weiterer Verbrechen schuldig gesprochen. Gravanos Zeugenaussage war Teil eines Deals mit der Anklagebehörde: Für 19 eingestandene Morde braucht der professionelle Killer „nur“ 20 Jahre absitzen, weil er seinen ehemaligen Boß ins Gefängnis brachte. „Nach diesem Urteil brauchen wir nicht mehr vom angeblichen Boss der Gambino-Familie zu sprechen, sondern können einfach Boss der Gambino-Familie sagen“, sagte James Fox, der stellvertretende Direktor des FBI in New York: „Wäre er freigesprochen worden, hätte das das gesamte organisierte Verbrechen der Vereinigten Staaten wiederbelebt, und Gotti wäre größer als Al Capone und seinesgleichen geworden.“

Gravano, mit großem Aufwand von der Polizei geschützt, hatte Gotti während des am 12. Februar begonnenen Prozesses eindeutig als Gambino-Boß identifiziert. Er beschrieb auch detailliert, wie er gemeinsam mit Gotti in einem Wagen in einer Nebenstraße gewartet habe, bis die Schüsse aus den Automatikwaffen den Vollzug der Exekution an Castellano signalisiert hätten. Gemeinsam mit Gotti sei er dann in aller Ruhe an der Mordstätte vorbeigefahren: Die vier Männer, die in weißen Trenchcoats und schwarzen russischen Hüten auf „Big Paul“ gewartet hatten, hatten ganze Arbeit geleistet. Wenige Tage später übernahm Gotti die Gambino-Familie. FBI-Agenten pflanzten in mühevoller Arbeit Wanzen in Gottis Wohnung und in seinem Hauptquartier in Manhattan und fanden so das Motiv für die Tat heraus. Im schwer verständlichen Gangsterslang hatte der neue Don seinen Gefolgsleuten erklärt, daß Castellano ihn umgebracht hätte, wenn er nicht Castellano umgebracht hätte.