US-Gericht spricht Teflon-Don schuldig

Washington (taz) — Sechs Jahre lang versuchten die Staatsanwälte vergeblich, John Gotti, den Boss der mächtigsten Mafia-Familie in den USA, hinter Schloß und Riegel zu bringen.

Nach einem knapp zehnwöchigen Prozeß sprachen die Geschworenen den 52jährigen jetzt in New York überraschend schnell in allen dreizehn Anklagepunkten schuldig. Gotti, auch unter dem Spitznamen der „Teflon-Don“ bekannt, konnte in drei vorausgegangenen Prozessen nichts nachgewiesen werden.

Nun wird er unter anderem für die Beteiligung an mehreren Morden voraussichtlich lebenslang hinter Gittern verschwinden. Das Strafmaß wird am 23. Juni verkündet.

Gottis Verurteilung signalisiert einen Wendepunkt in der Verfolgung des organisierten Verbrechens. Entscheidend für den Erfolg der Anklage gegen den Mann, der 1985 zum Kopf der mächtigen Gambino-Familie aufstieg, nachdem er seinen Vorgänger umgebracht hatte, waren die Aussagen seines ehemaligen Stellvertreters Salvatore Gravano.

Gravano und sein Chef Gotti wurden im Dezember 1990 verhaftet. Monatelang hatte das FBI verschiedene Wohnungen des Mafia-Bosses abgehört und schließlich zugeschlagen, als sie glaubte, genügend handfeste Beweise zu haben. Die Qualität der Aufnahmen überzeugte vor den Geschworenen schon den gefangenen Gravano.

Er ließ sich darauf ein, gegen seinen Chef auszusagen, als das FBI statt dem zu erwarteten „lebenslang“ zwanzig Jahre Haft versprach.

Mit Gottis Verurteilung ist der Zusammenbruch des Gambino-Imperiums so gut wie besiegelt. Die Dynastie, die jahrzehntelang unter anderem die New Yorker Bau- und Bekleidungsindustrie kontrollierte, war bereits durch Gottis umstrittene Führung und interne Streitereien geschwächt.

Strafverfolgung und blutige interne Kriege haben die Familien nahezu ausgelöscht. Von den insgesamt fünf Mafia-Organisationen, deren illegale Geschäfte über mehr als fünfzig Jahre fast ungestört florierten, bleibt nur die Genovese-Familie.

Daß die Gerichte in ihrer Verfolgung der Cosa Nostra mittlerweile erfolgreicher sind, als zu Zeiten Al Capones, haben sie neuen Gesetzen und natürlich dem Zeugen-Schutzprogramm zu verdanken, in dessen Genuß jetzt auch der Verräter Gravano gekommen ist. Martina Sprengel