Humbatätärä für FCB

■ Nette Fans und rauhe Bolzer beim 1:0 im Oberliga-Spitzenspiel FC Berlin gegen TeBe

Charlottenburg. Vor dem Spitzenspiel zwischen Tennis Borussia und dem FC Berlin hatten die Verantwortlichen nicht nur 400 Ordnungskräfte aufgeboten, sondern sich auch alle Mühe gegeben, für angenehme Atmosphäre zu sorgen. Schließlich rechnete man mit einer großen Menge FCB-Hools und dem Schlimmsten. So gab's Blümchen für alle Spieler, ein Fanfarencorps spielte das Kufsteinlied und Cheerleaderinnen wedelten mit Wollknäueln.

Die Stimmung auf den Rängen war denn auch von Anfang an weitaus friedlicher als auf dem Rasen. Dort sah der Borusse Januschewski praktisch sofort nach dem Anpfiff die gelbe Karte. Die Ostberliner begannen druckvoll, ließen die TeBeler erst gar nicht ins Spiel kommen, und so interessierten die Borussia- Fans die taktischen Bewegungen der Polizeiwagen rund ums Stadion viel mehr als die vergeblichen Versuche ihrer Kicker, über die Mittellinie zu kommen. Die FCB-Fans, so wenig Widerspruch nun überhaupt nicht gewohnt, übernahmen deshalb den gegnerischen Part gleich mit und beschimpften sich selbst als »Stasi-Schweine«.

Nach 30 Minuten und einigen kapitalen Fehlern der Borussen, die immer nervöser wurden, traf endlich Ralph Rambow nach einem Paß von Olaf Backasch ins Tor. Die Tennis-Fans trugen es mit Fassung, denn ihre Spieler schienen zeitweilig völlig von der Rolle zu sein und schafften es immer wieder, in aussichtsreichen Schußpositionen über die eigenen Beine zu fallen. »Die spielen jetzt immer so weiter!« ahnten sie, und tatsächlich hätte der FC Berlin zur Halbzeit schon 3:0 führen können, wenn TeBe-Torhüter Bodo Rudwaleit nicht der einzige Charlottenburger mit klarem Kopf gewesen wäre.

In der Pause hatte TeBe-Trainer Fritz Bohla, dessen Posten nach der vorzeitigen Vertragsauflösung vom Noch-MSV-Coach Willibert Kremer übernommen wird, wohl nicht die richtigen Worte gefunden. Beide Punkte mußte seine Elf gewinnen, um auch weiterhin eine Chance auf die Relegationsteilnahme zu haben. Seine Jungs aber spielten auch in der zweiten Hälfte so, als hätten sie noch nie einen Blick auf die Tabelle geworfen. Der FC Berlin hatte nämlich weiterhin so klare Chancen, daß Dirk Rehbein nach einer dieser verpaßten Möglichkeiten auf dem Rasen liegenblieb und mit den Fäusten wütend-hilflos auf den Boden trommelte.

Das Spiel blieb auch weiterhin hart, der Schiedsrichter verteilte gleich vier gelbe Karten in 15 Minuten, aus den unterschiedlichsten, wenn auch nicht immer nachvollziebaren Gründen (»Weswegen die denn nun?« — »Mmh, Stockschlagen vielleicht?«). Und plötzlich bekam auch TeBe noch Chancen, denn gegen Spielende zogen sich die FCler völlig in ihre Spielhälfte zurück und produzierten dort einige Fehlpässe.

Die so gefürchteten FCB- Anhänger feierten derweil Karneval: »Humbahumba-Tätärä« schallte es durchs weite Rund und ein älteres Borussen-Ehepaar zeigte sich schwer beeindruckt: »Laßt die mal machen«, teilte es der Polizei mit, »die sind ja richtig lustig!« So war es wohl auch Erleichterung, die die Ostberliner Spieler nachher zu ihren Fans trieb, um mit ihnen noch ein bißchen zu feiern. Fritz Bohla allerdings sah nach dem Spiel wenig Grund zur Freude: »Das war's!« befand er lapidar, denn um die Tabellenführung werden seine Spieler nicht mehr mitstreiten. So übernimmt Willibert Kremer wohl demnächst einen Oberligaverein, aber wenigstens wird er sich »finanziell nicht verschlechtern«.

Und wenn der Schlagervertreiber Jack White im Herbst bei Tennis Borussia einsteigt, besteht vielleicht durch eine massive Finanzspritze erneut die Möglichkeit, der ungeliebten »Subventionsliga« zu entkommen. Elke Wittich