Länger malochen?

■ Huber will die 40-Stunden-Woche wiederhaben

Berlin (dpa/taz) — Unverhohlen sagt es CSU-Generalsekretär Erwin Huber: er will, daß die Arbeitszeit wieder länger wird. Der Bayer hat die Tarifpartner aufgefordert, über längere Arbeitszeiten ernsthaft zu verhandeln. Einen entsprechenden Vorschlag von Arbeitgeberpräsident Klaus Murmann nannte er „sehr überlegenswert“ und einen Schritt in die richtige Richtung. Die Gewerkschaften sollten nun nicht in „Verkrustung“ stehen bleiben, sondern „vorurteilsfrei und konkret“ verhandeln.

Die großen Gewerkschaften, sagte er, sollten bereit sein, über den eigenen Schatten zu springen und auf neue Situationen auch mit neuen Überlegungen zu antworten.“ Huber fügte hinzu, die Sozialpartner sollten aber auch wissen, daß ein solcher Schritt etwas kostet. Es gehe nicht darum, zusätzliche Opfer vom Arbeitnehmer zu verlangen. Die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer sei bereit, ein paar Stunden mehr zu arbeiten und dafür auch mehr Geld zu bekommen. „Wenn durch längere Arbeitszeit mehr Einkommen entsteht, würde das die wirtschaftliche Inlandsnachfrage steigern und beim einzelnen Arbeitnehmer auch zu mehr Rentenanspruch führen,“ so interpretiert Huber die Zeichen der Zeit. Auch Kanzler Kohl denkt laut über eine längere Arbeitszeit nach, aber er hat wohl eher diejenigen im Sinn, die arbeitstrunken nicht in den Ruhestand wollen. Eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf freiwilliger Basis sei doch ein nettes Angebot, meint er.

Dabei gehe es jedoch nicht um eine generelle Verlängerung der Arbeitszeiten in Deutschland, „sondern um die Möglichkeit für flexible Lösungen“, betonte Kohl am Sonntag vor 1.800 Gästen bei der Eröffnung der „bauma 92“ in München.

Der Hamburger Freizeitforscher Horst Opaschowski opponiert gegen Huber und stärkt Kohl den Rücken. Er hält eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche nicht für realisierbar, plädiert aber gleichzeitig für längere Lebensarbeitszeit mit fließendem Übergang in den Ruhestand. Die 40-Stunden-Woche könne nicht gegen den Willen der Beschäftigten wieder eingeführt werden.