Uni-Professoren streiten um Stellen

■ Fachbereich Physik fühlt sich zurückgesetzt: Uni-Leitung hat Forschungsvorhaben „abgewürgt“

Der Stolz einer jeden Uni ist die Förderung ihrer Forschungsprojekte und Kollegien durch die Deutsche Forschungs-Gemeinschaft (DFG). Hier kann man wissenschaftlichen Ruhm und eine beachtliche Ausstattung mit Personal gewinnen. Um eine solche Förderung gibt es derzeit an der Bremer Uni einen handfesten Hausknatsch.

Die DFG hatte im Sommer letzten Jahres Forschungsmittel für ein Kolleg ausgeschrieben. Voraussetzung für die Bewerber: Es wird in mehreren wissenschaftlichen Disziplinen gleichzeitig geforscht, also interdisziplinär. Die erste Bewerbung war ein Kolleg mit dem Titel „Umwelt Be- und Entlastung“, das der Fachbereich Physik federführend mit Chemikern und Biologen durchführen wollte. „Eine Art umweltpolitische Bestandsaufnahme und Lösungsansätze“, wie der Physiker Jens Scheer erklärte.

Die zweite Bewerbung kam aus dem Studiengang Biologie und hat den Titel: „Okotoxikologie und Risikobewertung.“ Federführend hier: Der Biologe Gerhard Weidemann. Die Förderung durch die DFG ist lukrativ: Bis zu 15 Doktorandenstellen werden gefördert, drei weitere Stellen für „Nachdoktoranden“ sind möglich. Das alles für die Dauer von drei Jahren, bis auf neun Jahre kann verlängert werden.

„Zwei Bewerbungen, das sieht nicht gut aus“, erklärte der für den Bereich Forschung zuständige Konrektor, Professor Wolfgang Heyser, selbst Biologe. Die DFG könnte den Eindruck gewinnen, daß sich die Uni hausintern nicht einigen könne, zumal die Themen der beiden Kollegien nahezu identisch seien.

Ein Vermitttlungsversuch bei Heyser scheitert. Weidemann lehnt die Zusammenarbeit mit den Physikern ab, weil er in seinem Fachbereich „schon seit Jahren zu diesem Thema“ forscht. Und: „Man muß auch mit den Kollegen können, mit denen man zusammenarbeiten will.“

Die Bewerbungen laufen über Heyser. Heyser entscheidet gegen die Physiker, weil „in dem Antrag Lücken sind“. In Gerhard Weidemann findet er einen Unterstützer: „Das Thema der Kollegen ist zu umfassend, da können Sie alles reinknallen.“

Heyser schickt den Antrag zum Senator für Wissenschaft und Kunst, hält den Antrag der Physiker zurück. „Ein mißliebiger Antrag wird abgewürgt“, kommentiert Physiker Scheer. Jetzt ist die Bewerbungsfrist bei der DFG abgelaufen. Markus Daschner