„Bush muß gehen!“

■ Massendemo für Abtreibungsrecht in den USA

Washington (taz) — „Bush ist der frauenfeindlichste Präsidentschaftskandidat und der größte Gegner freier Entscheidungen in der amerikanischen Geschichte. Er muß gehen“, lautete eine der Parolen, mit der am Sonntag nach Angaben der Polizei eine halbe Million Menschen in Washington gegen eine Verschärfung des Abtreibungsrechts in den USA demonstrierten. Die Präsidentin der Nationalen Frauenorganisation (NOW), Patricia Ireland, sprach von über einer Million DemonstrantInnen. „Es war die größte Kundgebung, die je in der US- Hauptstadt stattgefunden hat“, erklärte sie.

Auch die demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton und Jerry Brown mischten sich in den imageträchtigen Zug, der vom Weißen Haus zum Kongreßgebäude zog. Die Abtreibungsfrage ist ein zentrales Wahlkampfthema in den USA.

Zu dieser ersten auf Landesebene organisierten Kundgebung von Abtreibungsbefürwortern seit drei Jahren hatte eine Koalition von Pro-Abtreibungsgruppen aufgerufen. Sie wurde von über 600 Verbänden und politischen Gruppen unterstützt. Patricia Ireland erklärte zuvor: „Wir jagen alle aus den Ämtern, die uns nicht unterstützen.“

Konkret wollten die DemonstrantInnen eine für den 22. April angesetzte Sitzung des Obersten Gerichtshofes beeinflussen, der im Sommer über das Abtreibungsgesetz in Pennsylvania entscheiden wird. Mit dieser Entscheidung droht das in der Reagan-Ära konservativ gewordene Gericht, sein liberales Abtreibungsrecht von 1973 rückgängig zu machen. Bereits 1989 hatte es den Bundesstaaten Einschränkungen des Rechts der Frauen auf Abtreibung gestattet.

Kongreß-Mitglieder wollen nun mit dem „Freedom of Choice Act“ genannten Gesetzentwurf das alleinige Entscheidungsrecht der Frauen festschreiben. Präsident George Bush will dagegen sein Veto einlegen. rik