Adressen an Zuhälter?

■ Die Kripo ermittelt im sächsischen Plauen wegen der möglichen Weitergabe von Daten aus dem Arbeitsamt

Berlin (taz) — Seit dem vergangenen Wochenende ermitteln Kripo und Staatsanwaltschaft in Plauen wegen Verdachts des Datenmißbrauchs und Förderung der Prostitution gegen eine Angestellte des Reichenbacher Arbeitsamts und ihren Geschäftspartner, einen westdeutschen Sex-Shop-Besitzer. Gestern vernahm die Kripo die Behördenangestellte, die derzeit keinen Dienst in der Anmeldung tun darf. Der stellvertretende Leiter des zuständigen Plauener Arbeitsamts, Werner Baumeister, sagte gestern zur taz, man prüfe die „schwerwiegenden Vorwürfe“ gegen die Angestellte. Noch sei sie selbst jedoch nicht ausführlich gehört worden. In einer ersten Stellungnahme hat die Frau gegenüber ihrem Chef die Vorwürfe zurückgewiesen. Am Montag hatte die Kripo das Reichenbacher Arbeitsamt durchsucht, um Beweismittel zu sichern.

Die Arbeitsamtsangestellte vermittelte (wie in der taz vom Samstag berichtet) nebenbei Frauen in eine sogenannte Begleitagentur, die ihr westdeutscher Geschäftspartner aus der Nähe von Ulm im Vogtland aufbauen will. Dabei handelt es sich um Prostitution. Sie nutzte, um Termine zu verabreden, ihr Diensttelefon, und erzeugte bei einer Frau den Eindruck, die Vermittlung in die Begleitagentur habe mit der Stellenvermittlung des Arbeitsamts zu tun. Außerdem nutzte sie offensichtlich ihren Zugang zu sämtlichen Adressen von Arbeitslosen für ihre Nebentätigkeit. Ihr westlicher Geschäftspartner hat weitreichende Information über zumindest eine junge Arbeitslose, die in Reichenbach registriert ist.

„In ihrer Funktion“, bestätigte gestern der stellvertretende Amtsleiter Baumeister, „dürfte es kein Problem gewesen sein, sich Adressen aufzuschreiben“. Falls sich die Vorwürfe gegen die Angestellte bestätigten, würde sie gekündigt. Das Plauener Arbeitsamt bemüht sich nun gleichzeitig in Gesprächen mit der betroffenen Frau, so Baumeister, „das Vertrauen in unser Amt wiederherzustellen“. Der Vorfall, falls er sich so, wie in der taz beschrieben, bestätigen würde, sei „ein Ausrutscher“.