Ost-Nationalparks in Gefahr

Berlin (taz) — „Der Aufschwung Ost kann aus der Sicht des Naturschutzes sehr schnell zum Abschwung werden“, befürchtet der Naturschutzbund Deutschland (NSB). Der zunehmende Landverbrauch und die „Betonpolitik“ der Bundesregierung beim Straßenbau bedrohe die noch existierenden Biotope.

Im Berliner „Haus der Demokratie“ zog der NSB gestern eine Bilanz der Naturschutzpolitik seit 1989. Den Naturschutz-Behörden in den östlichen Bundesländern sei es bisher gelungen, große Flächen vor dem Zugriff der Wirtschaft zu retten. Michael Succow, stellvertretender Präsident des NSB und Umweltminister unter Hans Modrow, hatte selbst 1990 das Nationalparkprogramm in die Wege geleitet, um zusammenhängende Naturschutzgebiete zu retten.

Diese Gebiete seien jetzt gefährdet. Im Nationalpark Hochharz etwa würden die Schutzverordnungen planmäßig mißachtet und ehemalige Wintersportanlagen, darunter eine Bobbahn, wieder eingerichtet. Scharf kritisierten die Naturschützer die von Bundesverkehrsminister Krause beabsichtigte Kanalisierung von Elbe und Oder. Im „Biosphärenreservat Mittlere Elbe“ sei durch den steigenden Wasserstand der größte noch erhaltene Auwald Mitteleuropas in Gefahr. Gegen den Willen der NaturschützerInnen würden die Behörden freizügig neue Flächen für Freizeitparks, Industrie und den Straßenbau verplanen.

Der NSB-Präsident Jochen Flasbarth kritisierte, daß der fortschrittliche Entwurf für ein Naturschutzgesetz in Brandenburg inzwischen demontiert werde. Teile der FDP wollten die Verbandsklage und eine behördliche Aufsicht über Nationalparks wieder streichen. Auch im Entwurf für ein Bundesnaturschutzgesetz von Bundesumweltminister Töpfer fehle das Klagerecht für Umweltverbände. och