Altenbetreuung geht den Bach runter

■ Gesundheitsverwaltung hält nichts von einer Leitzentrale für Altenbetreuung im Klinikum Buch

Berlin. In Berlin gibt es offenbar einen Streit um die Alten in der Stadt. Knackpunkt ist ein medizinisches Zentrum für Geriatrie. Im Osten gibt es bereits eines. Im Westen ist seit Jahren eine solche Einrichtung zur Altenbetreuung geplant. Während die bestehende allmählich den Bach runtergeht, stößt die neue auf Protest. Eine Kinderklinik in der Reinickendorfer Straße soll ihr weichen.

Seit Monaten wird der Chef des Zentrums für Altenbetreuung im Klinikum Berlin-Buch, Prof. Jörg Schulz, nach eigener Auffassung von Senatsmitarbeitern »vertröstet«. Vor fast zwei Jahren habe er sowohl beim Gesundheitssenator, dessen Staatssekretär als auch bei der Sozialsenatorin ein Konzept für ein in Berlin dringend benötigtes geriatrisches Zentrum vorgelegt, gedacht als bundesweite Leitzentrale für Altenbetreuung. Der Standort soll Buch sein, wo das vorhandene Zentrum lediglich ausgebaut und erweitert werden müsse. Den Senat koste dies keine müde Mark, so Schulz. Einen Träger gebe es. Die Gründe der »anhaltenden Ignoranz« bei den Behörden sind für ihn deshalb um so unverständlicher. Der Senat hat anderes vor. Wie die Pressesprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung, Gabi Klares, sagte, bleibe das Bucher Zentrum erhalten, doch nicht als das, was sich die dort Tätigen vorstellen. Als das Geriatriezentrum der Bundeshauptstadt eigne es sich nicht. Die Nähe zur Universität fehle. Forschung und Ausbildung seien somit kaum möglich. Der vom Senat favorisierte Standort Reinickendorfer Straße biete diese Nähe. Zudem seien im Klinikum Buch größere Strukturveränderungen vorgesehen, die auch die Altenbetreuung beträfen. So sollen ältere Akutpatienten nicht mehr von Schulz und dessen Mitarbeitern betreut, sondern auf einer normalen Station behandelt werden.

Während das neue Zentrum noch fehlt, bricht in Buch das von vielen Experten der Altbundesrepublik gelobte System allmählich zusammen. Im Herbst mußte bereits die Tagesklinik geschlossen werden, Mitarbeiter mit Superangeboten in der Tasche stehen in den Startlöchern. Noch hat keiner gekündigt, denn eigentlich wollen alle bleiben und die Leitzentrale für Altenbetreuung aufbauen. Ihren Plänen zufolge soll im Norden Berlins mehr als ein altersgerechtes Krankenhaus entstehen.

Berlin braucht ein Zentrum für Altenbetreuung. Und schnell, denn die Zahl der alten und hilfsbedürftigen Menschen steigt rasant an: Im Jahr 2030 werden etwa vierzig Prozent der Bundesbüger über sechzig sein. Annette Kurth/adn