Olympiadorf oder Freizeitpark

■ Das Abgeordnetenhaus entscheidet Ende Juni über die Zukunft des FEZ/ Jugendsenator Krüger kündigte Teilprivatisierung an/ Bündnis 90/ Grüne für Dezentralisierung

Köpenick. Anders als beim Palast der Republik plädieren alle Parteien für den Erhalt des ehemaligen Pionierpalasts als Freizeit- und Erholungszentrum. Bereits 1990 bewilligte das Abgeordnetenhaus die notwendigen Mittel, um Palast und Park der Pioniere bis Ende dieses Jahres zu erhalten. Da 1991 15 Millionen zugeschossen werden mußten, sollte die Senatsjugendverwaltung in der Zwischenzeit ein finanzierbares Nutzungskonzept erarbeiten.

»Wenn Jugendsenator Krüger nicht umgehend ein Konzept vorlegt, droht dem FEZ das Aus«, befürchtet die CDU-Abgeordnete Irina Schlicht. Angesichts der »großen Dimensionen« des Freizeitparks dürfe Krüger die Sache nicht auf die lange Bank schieben. Da das Land Berlin »den Riesenkomplex nicht auf Dauer allein finanzieren« könne, regte die Abgeordnete die Bildung einer landeseigenen GmbH oder die Kooperation mit privaten Trägern an.

»Wir bereiten gerade eine Vorlage für den Hauptausschuß vor«, erklärte der Sprecher der Jugendverwaltung Thorsten Schilling. Den Abgeordneten würden nach der Osterpause verschiedene Modelle vorgeschlagen, die alle auf eine Teilprivatisierung hinausliefen. Im einzelnen sei daran gedacht, die Freilichtbühne und das Naturhaus an freie Träger zu übergeben, die Sportanlagen dem Bezirksamt zu überlassen und einen Teil des Parks der Forstverwaltung zu überstellen. Weiterhin werde überlegt, die Landesmusikakademie im FEZ unterzubringen, sagte Schilling.

Dagegen möchte die PDS-Fraktion »am liebsten alles so belassen, wie es ist«, so die Abgeordnete Bettina Pech. Komme es zur Vergabe an freie Träger müsse dies an die Zusage der Sozialverträglichkeit und der Mitbestimmung der Kinder gebunden werden. Interesse am Freizeitpark meldete unterdessen auch die Olympia GmbH an. Komme es zur Olympiade in Berlin, solle nach ihren Plänen im Freizeitpark ein Jugendlager errichtet werden.

Die ungewöhnliche Koalition von CDU bis PDS durchbricht allein Christian Pulz von Bündnis 90/ Grüne. Zwar sei er für den Erhalt von Jugendeinrichtungen, allerdings müsse man »die Frage stellen, ob Berlin so einen gewaltigen Koloß« finanziell verkraften kann«: »Vielleicht wären die vielen Millionen in dezentralen, stadtteilnahen Projekten besser angelegt.« Insbesondere dem Rechtsextremismus könnten zentrale Strukturen der Jugendarbeit nur unzureichend begegnen. mize