Homosexuellen-Ehe

■ betr.: "Berlins Familiensenator fordert die Homo-Ehe", taz vom 4.4.92

betr.: „Berlins Familiensenator fordert die Homo-Ehe“,

taz vom 4.4.92

Die Initiative von Senator Krüger zur rechtlichen Absicherung homosexueller Partnerschaften halte ich für dringend notwendig und wünsche mir eine ernsthafte und ehrliche Diskussion dieser Vorschläge.

Es ist offensichtlich, daß in der Frage homosexueller Partnerschaften dringender Regelungsbedarf besteht. Das Rechtssystem eines demokratischen Staates muß den Anforderungen der Zeit und der Bürger, die mit diesem Rechtssystem leben, gerecht werden. Es sollte nicht zur Durchsetzung politischer Interessen mißbraucht werden. Vollkommen absurd ist die unterschwelige Angst, daß die rechtliche Absicherung homosexueller Partnerschaften die heterosexuelle Ehe oder Familie in irgendeiner Weise beeinträchtigen könnte. Zur Beruhigung: In Dänemark dürfen Homosexuelle seit 1989 heiraten, und kein einziger heterosexueller Ehemann ist dadurch schwul „geworden“.

Es ist deutlich zu unterscheiden zwischen einem dringenden rechtlichen Regelungsbedarf (Unterhalts-, Erbschafts-, Zeugnisverweigerungs-, Rentenrecht etc.) und der politischen Frage, wer durch (Steuer-)Privilegien vom Staat bevorzugt werden soll. Ich bin der Auffassung, daß Menschen, die Kinder erziehen oder andere Menschen pflegen, der besonderen Unterstützung der Gemeinschaft bedürfen. Eine einfache Partnerschaft zwischen wem auch immer, muß zwar rechtlich abgesichert werden, sollte aber nicht auf Kosten anderer bevorzugt werden. Marc Schlösser-Faßbender, BSV, West-Berlin