Blitzstart ins zivile Leben

GUS-Soldaten schulen auf Marktwirtschaft um/ Die Bundesregierung unterstützt das Programm mit 200 Millionen Mark/ Die ersten beiden Pilotkurse haben im Truppenstandort Wünsdorf begonnen  ■ Aus Wünsdorf Corinna Emundts

Marketing statt Militär heißt es seit Mittwoch für GUS-Soldaten in den neuen Bundesländern: Im Hauptquartier der ehemaligen sowjetischen Truppen im brandenburgischen Wünsdorf südlich von Berlin starteten die ersten beiden Pilotkurse eines vom Bund finanzierten Umschulungsprogrammes für Armeeangehörige der GUS-Westtruppe. Die Bundesregierung hat sich vertraglich verpflichtet, mit insgesamt 200 Millionen Mark die Qualifizierung der Soldaten und ihrer Familienangehörigen zu unterstützen. Aus den Kasernen auf die Schulbänke zurückgekehrt, pauken ehemalige Rotarmisten in zweimonatigen Kursen die Einführung in die Marktwirtschaft, Buchhaltung und EDV-Programme.

Durchgeführt wird die Umschulung in Deutschland von Unternehmen aus den neuen Bundesländern. 22,8 Millionen Mark stehen zur Verfügung. Der größte Teil der Bundesgelder soll in Ausbildungszentren von vier GUS-Republiken fließen. Bereits zurückgekehrte Armeeangehörige sollen dort umgeschult werden, erklärte Matwej Burlakow, der Oberkommandierende der GUS- Westgruppe. Burlakow nannte das Umschulungsprogramm die wichtigste Vorbereitung für die Rückkehr der Soldaten nach dem vertraglich vereinbarten Abzug.

Es sei wichtig, die Berufschancen von Menschen zu verbessern, die ohnehin genug Schwierigkeiten hätten, sich wieder in die Gesellschaft ihrer Heimat einzugliedern, sagte Franz Bertele, der Beauftragte der Bundesregierung für den Abzugsvertrag. Die Umschulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen erleichterten den Armeeangehörigen die Rückkehr ins zivile Leben, so Bertele. Noch im April beginnen rund 200 Armeeangehörige mit der Umschulung, im Juni soll das Programm dann voll laufen. Bis zum Abschluß des Truppenabzugs 1994 sollen 10.000 Soldaten in 26 Garnisonen in Ostdeutschland auf zivile Berufe vorbereitet werden. Derzeit halten sich laut Angaben eines Armeepressesprechers noch etwa 280.000 Armeeangehörige in den Truppenstützpunkten auf.