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Perus Ex-Präsident meldet sich zurück

Lima (ap/afp/taz) — Perus ehemaliger Präsident Alan Garcia meldete sich gestern aus dem Untergrund. Auf einem der Nachrichtenagentur 'ap‘ zugespielten Tonband vertrat er die Ansicht, daß Präsident Fujimori unter dem Druck der Öffentlichkeit die Auflösung des Parlaments und die Außerkraftsetzung der Verfassung wahrscheinlich rückgängig machen müsse. „Die Menschen sollten darauf vertrauen, daß Freiheit und Demokratie mit Hilfe der Bemühungen politischer Kräfte wieder hergestellt werden“, sagte Alan Garcia, der die Präsidentschaft im Sommer 1990 an Fujimori abgetreten hatte und am vergangenen Sonntag nur knapp seiner Verhaftung entging. Auch am Donnerstag patrouillierten Truppen in Lima und bewachten Panzer den Justizpalast.

Der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa forderte die internationale Staatengemeinschaft am Mittwoch auf, Druck auf Präsident Alberto Fujimori auszuüben, der zu einem Diktator geworden sei. Der Angriff auf die Demokratie müsse schnellstens mit Sanktionen beantwortet werden. In einem Gespräch mit der Deutschen Welle zeigte sich Vargas Llosa besorgt, daß das schlechte Beispiel Perus auch in anderen lateinamerikanischen Ländern Schule machen könnte. Außerdem sei der Staatsstreich Wasser auf die Mühlen der Terroristen in seiner Heimat. Der Schriftsteller, der seit einigen Monaten in Berlin lebt, hatte bei den Wahlen 1990 ebenfalls für die Präsidentschaft kandidiert, war aber damals von Fujimori geschlagen worden.

In Villa El Salvador, dem größten Slumviertel von Lima, explodierte am Mittwoch abend eine Autobombe in der Nähe der Polizeiwache, wobei fünf Polizisten verletzt wurden. Das Attentat scheint die Handschrift der maoistischen Guerillaorganisation „Leuchtender Pfad“ zu tragen. Im riesigen Armenviertel am Rand der Hauptstadt, einer Hochburg der Linken, gibt es ein dichtes Netz von Organisationen der Slumbewohner, die sich immer wieder vehement gegen ein Eindringen des Leuchtenden Pfads gewehrt haben. Die Guerilla hat in den letzten Monaten einige Führer dieser Organisationen erschossen. thos

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