Erich Riedls Fehlpaß

■ CSU-Abgeordneter fordert „asylantenfreie Zone“

Nürnberg (taz) — „Die Lage ist chaotisch und fast aussichtslos. Der Münchener Süden muß ab sofort zur asylantenfreien Zone erklärt werden.“ Kurz nach den Rekordgewinnen der „Republikaner“ in Baden-Württemberg und der „Deutschen Volksunion“ in Schleswig-Holstein setzt der Münchener CSU-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Erich Riedl, zum Konter an. Vergessen ist die Parole des Vorsitzenden der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag, Alois Glück, die CSU strebe in der Ausländerpolitik „weg von der reinen Stimmungsmache“ hin zu einer „konstruktiven Meinungsführerschaft“.

Aber warum soll sich der Herr Staatssekretär an bereits sechs Wochen alte Vorsätze halten, wenn schon Bayerns Ministerpräsident Max Streibl in der Zwischenzeit vor „Wirtschaftsschmarotzern aus der ganzen Welt“ und einer „multikriminellen Gesellschaft“ gewarnt hatte? Wenn schon der Münchener CSU-Chef und bayerische Umweltminister Peter Gauweiler mit Blick auf den Ausländerzuzug in die Landeshauptstadt von „selbstmörderischem Wahnsinn“ gesprochen und die Asylfrage zum ökologischen Problem erklärt hatte? Wenn schon Bayerns Innenminister und Vorsitzender der CSU- Grundsatzkommission, Edmund Stoiber, vor einer „durchraßten“ Gesellschaft gewarnt und den Liberalismus als aktuellen Hauptfeind ausgemacht hatte?

Keine Frage, da befindet sich der Herr Staatssekretär, der einst als Präsident den ruhmreichen Fußballverein 1860 München in den Ruin und zum Zwangsabstieg führte und sich fortan als Subventionsbeschaffer für den Airbus verdient gemacht hatte, doch in bester Gesellschaft. Wen wundert's da noch, daß von der Christlich-Sozialen Union kein Kommentar zu Riedls Unflätigkeit zu bekommen ist? Weder die Pressestelle in der CSU-Zentrale noch Münchens Parteipressesprecher Pfundstein fühlen sich zuständig. Bernd Siegler