EIN BESCHEIDENER VORSCHLAG Von Hans-Georg Behr

Ja, Lummer! Schön, mal wieder zu hören, daß es Sie noch gibt! Ich habe nachrechnen müssen: Fünfundzwanzig Jahre ist das her, daß Sie über uns sagten: „Schaut euch diese Typen nur genau an“ und wir über Sie schüttelreimten! „Ach, was wird mein Schlummer leicht, wenn ums Haus der Lummer schleicht.“ Fünfund... Das würde schon für eine Silberhochzeit reichen.

Was hat sich seither nicht alles getan! Wir „Alt-Achtundsechziger“ sind für die Yuppies schon fast zum Schimpfwort verkommen, und über unsere Nachfolgekids wollen wir lieber gar nicht erst reden. Manche haben schließlich dieses Blatt nur abonniert, um im Falle eines Mißfallens die Kündigung als Zuchtrute in der Hand zu haben.

Sonst sind sie ein bißchen müde. War für uns beispielsweise die „multikulturelle Gesellschaft“ noch eine saftige Provokation, ist sie heute eine ermattende Pflichtübung. Immer progressiv sein wollen strengt eben an. Und den ganzen Sozialismus- Kram haben wir geradezu mit Erleichterung hinter uns geworfen. Marx ist tot. Sie aber leben noch immer.

Was haben Sie eigentlich gesagt, um in die Medien zu kommen? Daß man mit den Reps mindestens genausogut reden könne wie mit den Grünen. Nichts Neues also, denn das haben Sie einst schon von der NPD gemeint. Außerdem ist's ja wahr, auch wenn Diepgen — gerade der! — dagegenhält. In dieser Zeit der Bedrängnis müssen die positiv gesinnten Kräfte zueinanderfinden, und in den neuen Ländern werden auf die Dauer nur sie Ihrer CDU die Mehrheit beschaffen können. Schließlich steckt die Politik auch hörbar in einer tiefen Krise, wenn Klose beispielsweise auf das windelweiche Gesprächsangebot Kohls knallhart antwortet: „Es muß versucht werden, wirkliche Lösungen zu finden.“ Und wenn dieser Satz dann auch noch von drei Kommentatoren analysiert wird.

Eigentlich haben uns die Wahlen nur gezeigt, was wir Demokraten wirklich wollen: keinen Runden, sondern einen echten Stammtisch. Und ein echter deutscher Stammtisch braucht ein solides Feindbild. Unsere alternativen Teekränzchen unterscheiden sich da nicht sonderlich, sind aber nicht mehrheitsfähig.

Da sich der Asylant jedoch derzeit offensichtlich verbraucht hat, möchte ich einen bescheidenen Vorschlag machen, der die Volkskräfte ohne den Verdacht irgendwelcher Ausländerfeindlichkeit bündelt und außerdem eine Gruppe trifft, die schlimmstenfalls sogar unter dem Schutz des Grundgesetzes steht.

Wie wär's also mit Antibajuvarismus? Den typischen Bayern erkennt man an der Knollennase und den im Assimilierungsfall unter der Haut getragenen Lederhosen, und, unabhängig von seiner Glaubenszugehörigkeit, verehrt er doch heimlich das mystische Schluchtenklo. Über den Schaden, den die Bayern im deutschen Volkskörper anrichten, von der Münchener Räterepublik angefangen, brauchen wir gar nicht erst zu diskutieren, und ihre Agenten — siehe Schalck-Golodkowski — haben sie überall. Selbst der Strauß war wie ihr Geselchtes, außen schwarz, zuinnerst aber rot. Wenn Sie das richtig anpacken und gelegentlich auch Schönhuber und Frey (gegen die wir ja auch was haben) als Bayern erwähnen, wäre Ihr Comeback sofort gesichert.

Ach, Lummer, Sie haben's selbst gesagt: „Man muß bewährte Methoden bei neuen Lagen nur etwas modifizieren.“