Schlagstarke Krokodile im Kommen

■ Baseball-Saison eröffnet: Bremer Verein in der zweiten Bundesliga

Beim Fußball ist alles ganz einfach: Wer häufiger in das Tor des Gegners trifft, hat gewonnen. Auch beim Marathonlauf begreifen Unwissende sofort, worum es geht: Wer zuerst im Ziel ist, wird Sieger. Wer sich aber am Sonntag nachmittag zufälligerweise in die Pauliner Marsch verirrt, der versteht zunächst mal schlicht gar nichts. Da stehen eine Reihe junger Männer auf einem Platz herum, die meisten anscheinend absolut unbeschäftigt. Zwischendurch wirft einer einen kleinen Ball, ein anderer versucht ihn mit einem Schläger zu treffen, und wenn dies gelingt, verfallen alle Akteure für einen kurzen Moment in ziemliche Hektik und rennen, was die Beine hergeben.

„Es ist das ewige Duell zwischen Batter und Pitscher“, sagt Torsten Müller, und der muß es ja wissen. Denn Müller ist nicht nur Mitautor eines ersten deutschsprachigen Buches über Baseball sondern sitzt auch im Vorstand des Deutschen Baseball Verbandes. Und gestern nachmittag stand er mit einem guten Dutzend Mannschaftskameraden auf dem grünen Rasen, um zu pitchen, was der Arm und zu battern, was der Schläger hergibt.

Es war ein großer Tag gestern für die Bremen Crocodiles wie sich die grau-grün Gewandeten nennen. Denn schließlich galt es den ersten Spieltag in der 2. Bundesliga Nord zu bestehen gegen die grau-blauen Hannover Regents. Zweimal hintereinander sind die Bremer Krokodile schon aufgestiegen, und das soll noch nicht das Ende sein. „Wir wollen auch hier oben mitspielen“, sagt Torsten Müller, derweil gerade Batter Holger nach einem 80 Meter-Schlag mit darauffolgendem Home-Rune einen Riesenpunkt macht. Und dafür tun die Krokodile auch einiges. Wöchentlich stehen zweimal drei Stunden Training auf dem Programm.

In der obersten amerikanishen Liga spielen die Vereine fast jeden abend und haben durchschnittlich 30.000 Zuschauer. In der Pauliner Marsch gucken gerademal die Liebsten der Aktiven zu. Doch Baseball, da ist sich Jeff Burke sicher, wird auch in Deutschland immer populärer. Burke kommt aus den Staaten und ist Vereinsvorsitznder der Bremer Krokodile. In der Tat erlebt Baseball in Deutschland einen kleinen ersten Bomm. Inzwischen gibt es 10.000 Aktive die in 260 Vereinen organisiert sind. Der Spielbetrieb ist von Landes- über Verbandsligen bis zur zweigeteilten ersten Bundesliga organisiert. Im Bremer Raum, wo Baseball vor vier Jahren noch überhaupt nicht stattfand, gibt es inzwischen vier Vereine die Krokodile haben gerade eine 2. Mannschaft aufgemacht.

„Alle Exotensportarten wachsen“ weiß Burke. Baseball unter anderem auch, weil der über Kabel zu empfangende Sportkanal im Jahr 2.000 Stunden Baseball aus Amerika überträgt. Burke: „Das bringt die Leute auf den Geschmack.“ Wer da oft genug zuguckt, wird mit der Zeit auch einen Triple von einem Homerun unterscheiden können, und wissen, wann ein Inning zuende ist, und vor allem warum.

In der Pauliner Marsh ist gerade der dritte zuende, sieben Innings gilt es insgesamt zu spielen. Und die Regents aus Hannover führen mit 3:1. Das heißt: Bisher haben drei Spieler aus Hannover das quadratische Carree umlaufen können. Doch das 4. Inning wird zum großen Auftritt der Krokodile: Der Pitscher aus Hannover wirft den Ball so unpräzise daß der Bremer Batter keine Chance hat ihn zu schlagen. Dafür dürfen die Bremer stückchenweise um das Quadrat herum vorrücken. Und dann trifft der Bremer Batter den kleinen Ball doch mal genau und der fliegt gute 80 Meter durch die Luft, ehe er unerreicht für die Outfielder der Regents auf den Rasen landet. Bis die Regents den Ball an die richtige Stelle zurückwerfen, sind die Bremer um das Feld gerannt. Gleich vier von Ihnen schaffen den Run: 5:3, die Krokodile auf die Siegerstraße. Ein Unentschieden jedenfalls gibt es auf gar keinen Fall. Denn wenn am Ende der regulären Spielzeit beide Mannschaften gleichviele Punkte haben, gibt es Verlängerung. „Das ist Amerika“,, sagt Torsten Müller. „Da gibt es immer einen Sieger." hbk