DIE FÜNFTE GEWALT - WEGE AUS DEM MEDIENDSCHUNGEL: Auto Motor und Sport/Flugaction/Jung und Frei

Manche Printprodukte dienen nicht nur dem Leserinteresse. Blätter wie Auto Motor und Sport arbeiten von vornherein als Propagandaministerium der Automobil-Industrie. Auch Helmuth Luckner, Herausgeber und Chefredakteur dieser größten frei verkaufbaren Zeitung für Autofans, nicht nur nach eigenem Bekunden ein „verwirrter Deutscher“, schießt aus allen Rohren, wenn die PS-Freiheit reglementiert werden soll: „Wenn sich gar kein Argument für ein Autobahn-Tempolimit findet, dann muß eben der Geldbeutel via Benzinpreis und Maut überzeugen.“ Nun wollen wir nicht das letztwöchige Beispiel einer Massenkarambolage beim norddeutschen Hollenstedt inklusive einiger Dutzend blutiger Menschenleiber als Totschlags-Argument herbeiziehen, um auch den Luckner von jenen Argumenten gegen den Geschwindigkeits-Wahn zu überzeugen, die er noch nicht verstanden hat. Aber vorher muß der Mann uns noch erklären, was er plötzlich zur Bewältigung von Umweltproblemen gegen marktwirtschaftliche Regulierungen einzuwenden hat. Oder können wir jetzt, nach dem Sieg über den Kommunismus, wieder zum direkten Sozialdarwinismus übergehen? Nach dem Motto: Heil dem Besitzer großer Knautschzonen — Tod dem Kleinwagen-Besitzer?

Nicht nur die Autoindustrie steht unter Druck. Auch die Hersteller militärischen Fluggerätes leiden unter dem öffentlichen Beschuß, dem sie seit einiger Zeit ausgesetzt sind. Mediale Abhilfe dieser Widrigkeit soll eine neue Zeitschrift schaffen — Flugaction der programmatische Titel für alle Ramstein-Fans. Ob „die polnische Luftwaffe... ihre MiG-15 u. MiG-17 verabschiedet“ oder „,Silver Stars‘ über dem Schwarzwald“ laut und locker die Schallmauer durchbrechen, hier wird jedem, der „unsere Begeisterung für die Luftfahrt und deren Geschichte...teilen“ mag, der Stoff seiner Sehn-Süchte geboten. Nur die Finanzierung des Objekts ist noch nicht ganz langfristig gesichert, und so wird auch in eigener Sache geworben: „Wie startet man einen 'Tornado‘? Mit Kraftstoff. Wie startet man Flugaction? Mit Ihrer Hilfe.“ Ganz recht. Ein paar Brocken der Milliarden für den Jäger 90 wären in solche Print-Begleitung sicherlich gut investiert. Damit der durch schlecht funktionierende Schleudersitze immer wieder benötigte Nachwuchs auch rechtzeitig rekrutiert werden kann.

Auch die Liebhaber kleiner nackter Jungs und Mädchen kaufen Zeitschriften, zum Beispiel Jung und Frei. Und auch, wenn die Redaktion noch mit einigen Leserschichten hadert („...auch wieder die leidigen Briefe von Leuten, denen zwei Mädchen zuviel oder drei Jungs zuwenig abgebildet waren...“), so gibt es wieder viele textil- und schamhaarfreie Sprößlinge zwischen zwei und sechzehn zu erblicken. Und damit solcherlei Bilder auch ihre Empfänger (Leserbrief: „Ich bin Sportlehrer an einer Gesamtschule in Wesel, und ich habe seit ein paar Monaten mit ein paar Kollegen und Kolleginnen ein Gemeinschafts-Abonnement Ihrer Zeitschrift.“) erreichen, auch jene, die noch kein Abo haben, hat freundlicherweise die Wiesbadener „Verlagsunion Zeitschriftenvertrieb“ die Distribution übernommen. In Norddeutschland liefert der Pressevertrieb Nord (u.a. Gruner & Jahr- und Bauer-Produkte) das Machwerk an die Kioske aus.

Steinbach belegt: mit dem Transporter, der die Schlagzeilen gegen Kinderpornos anliefert.