Nicht überall, wo Witz draufsteht, ist Witz drin

■ „Liebesreise“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD

Ein Fernsehspiel mit Witz, eine postmoderne Liebesgeschichte gar wollte uns Regisseurin Sylvia Hoffman auf den Bildschirm zaubern. Recht so! Etwas Abwechslung auf unserer Mattscheibe kann nicht schaden. Wenigstens am Sonntag möchten wir uns königlich amüsieren, um heiter und wohlgestimmt die Woche zu beginnen.

Wohin also führte uns die Liebesreise? Nach Paris, in die Stadt des Esprit und der Lebensfreude. Im Gepäck hat der Frankfurter Immobilienmakler Pohl einen Stapel Schmiergeld, insgesamt 700.000 DM, und eine Kindergärtnerin, die vor allem doof ist. Beides kommt ihm abhanden, die Sache verwickelt sich, noch lacht der Zuschauer nicht.

Nun schreiten kauzige Gestalten durch das Lustspiel, und merkwürdigerweise hat sich Frau Hoffman an ausgiebig abgedroschenes Personal gehalten. Ein Parapsychologe wird vorgestellt, ein schlimmer Hoteldieb und eine Bäuerin aus dem Elsaß. Darüber kann man bestenfalls müde lächeln. Ein wenig Albernheit kommt dann dank der sorgfältig ausgestanzten Dialogschablonen in die deutschen Wohnstuben. „Sie sind echt super“, blökt die Kita-Tussi ausgelassen. Sie bewegt sich ohne einen Hauch von Humor in schönstem Pariser Ambiente.

Hier Notre Dame, dort der Triumphbogen, eine lauschige Kneipe und das Quäken einer Quetschkommode im Hintergrund. Alle Klischees noch einmal aufgetischt, schön ausgeleuchtet, die Farben geschmackvoll kombiniert. Um die fehlende Spannung zum Siedepunkt zu treiben, wird an Schnitten nicht gespart. Wo irgend möglich, fällt die Klappe, stolpert eine neue Szene ins Bild, und meist sind es erregte Fernsprechteilnehmer, die sich nach dem Fortgang der Geschichte erkundigen. Auf zündenden Wortwitz, unverhoffte Wendungen gar oder zumindest einige erheiternde Details verzichtet die Regisseurin in stiller Selbstkritik gänzlich. Schließlich kommt ja doch alles zu einem guten Ende, der Immobilienfritze macht seinen Schnitt, das doofe Mädchen verliebt sich und behält das Geld, der böse Hoteldieb wird geschnappt, und wir alle werden ins Bett geschickt, ohne ein einziges Mal gelacht zu haben. Vielmehr liegen wir noch stundenlang grübelnd wach. Wie kann so eine müde Posse ins Abendprogramm gelangen? Wie schafft es Sylvia Schmidt, ihre Vorgesetzten von ihrer Arbeit zu überzeugen? Warum hat die deutsche Komödie in dieser Zeit nichts zu lachen? Lächerlich ist genug in diesem Lande, um witzige Filme zu machen; aber solche Streifen sind lachhaft. Olga O'Groschen