Der Flughafen ist blindengerecht

■ Ab jetzt sind die Flughafengebäude in Blindenschrift ausgeschildert

Wenn Renate Scheller-Stöber ihren nächsten Mallorca-Urlaub ab Bremen starten will, kann sie das jetzt endlich ohne fremde Hilfe tun. Sie ist behindert — eigentlich kein Problem, denn der Bremer Flughafen gilt als einer der behindertengerechtesten in Deutschland.

Aber Renate Scheller-Stöver ist blind — „und wer an Behinderte denkt, denkt erstmal an Rollstuhlfahrer“, sagt Friedrich Benthin, Leiter der Planungs- und Bauabteilung des Flughafens.

Doch jetzt gibt es für etwa 2.700 Blinde und Sehbehinderte in Bremen Abhilfe: Seit drei Wochen sind die Abfertigungshallen und das Parkhaus des Flughafens blindengerecht ausgeschildert. Zur Orientierung hängt an den Eingängen der Ankunfts- und Abflughalle ein Übersichtsplan in Blindenschrift. Beim Bremer Blindenverein, dem Renate Scheller-Stöber vorsitzt, gibt es Kopien, die sich Blinde zur Vorbereitung ausleihen können. An allen Toiletten und im Fahrstuhl sind kleine weiße Schildchen angebracht: Sie zeigen in Blindenschrift an, ob man im Erdgeschoß oder im dritten Stock, in der Damentoilette oder im Keller gelandet ist. Auch die Fahrstuhlknöpfe sind mit Blindenschrift versehen. Im Neubau der Abfertigungshalle sollen außerdem sogenannte Leitstreifen am Boden angebracht werden.

Die Idee kam dem Bremer Flughafen am „Tag des weißen Stockes“ im letzten Jahr: „Was können wir für euch tun?“ fragte die Bauabteilung den Blindenverein. Die Geste kostete nicht viel: Insgesamt 3.000 Mark wurden für die Schilder ausgegeben.

„Man muß nur darauf kommen“, findet Benthin. Daß noch viele andere auf diese Idee kommen, hofft die Vorsitzende des Blindenvereins: „Ich wünsche mir das in allen öffentlichen Gebäuden. Wir möchten uns eben wie jeder sehende Mensch selbständig bewegen können.“ Der Anfang ist gemacht: Nicht nur der Flughafen, auch der Bremer Hauptbahnhof hat neulich seine Bahnsteige blindengerecht ausgeschildert. skai