Verkehrsbetrieb will »Einweg«-Straßenbahn

■ Verkehrsverwaltung ist aber für Tram, die vorwärts und rückwärts fahren kann/ Lästige Wendeschleife entfällt

Berlin. Muß die Straßenbahn der Zukunft vorwärts und rückwärts fahren können? An dieser Frage scheiden sich die Geister der »Berliner Verkehrs-Betriebe« (BVG) und der Verkehrsverwaltung. Das Nahverkehrsunternehmen will die Straßenbahn nur in eine Richtung fahren lassen — die BVG bevorzugt einen sogenannten Einrichtungs-Betrieb. Der Vorteil für die Fahrgäste: »Einweg«-Straßenbahnen haben nur auf einer Seite Türen und bieten dadurch mehr Platz. Die »Einweg«-Tram hat allerdings den Nachteil, daß sie an den Streckenenden wenden muß. Dafür benötigt sie Wendeschleifen oder Wendedreiecke, auf denen kompliziert rangiert werden muß.

Aber genau die Wendeschleifen sind der Grund, warum die Verkehrsverwaltung den Kauf von »Einwegbahnen« ablehnt. Bei Streckenverlängerungen und -neubau seien keine freien Flächen für die Schleifen vorhanden, argumentiert Uta- Micaela Dürig, Sprecherin der Verkehrsverwaltung. Mangels Flächen müßte die Straßenbahn Wohnblocks umfahren, um zu wenden. Um Anwohner nicht unnötig zu stören, müsse aber auf die Umfahrung von Wohngebäuden verzichten. Den Kauf neuer »Einwegbahnen« schloß Dürig für den Ostteil nicht aus, da hier bereits Wendekehren vorhanden seien. Für den Westteil müßten hingegen »Zweirichtungswagen« angeschafft werden. Mit der BVG gebe es diesbezüglich Diskrepanzen.

Dagegen behauptet BVG-Betriebsplaner Hartmut Schmidt, daß mit der Verwaltung Einigkeit erzielt worden sei: »Es sollen nur Einrichtungsfahrzeuge beschafft werden.« Diese Tram biete nicht nur mehr Platz, sondern sei auch billiger. Und desto weniger Türen eine Bahn habe, um so weniger störanfällig sei sie. Seiner Meinung nach verbrauchten Kehren nur wenig Fläche und stellten kein Problem dar. Dies zeige auch der Ostteil, in dem die Tram vollständig im Einrichtungsbetrieb fahre. Da man Straßenbahngleise auf Rasen verlegen könne, sei es auch möglich, Grünflächen für Wendeschleifen zu nutzen.

Dürig unterstreicht dagegen die Position der Verwaltung: »Bei Streckenneubauten wird es keine Schleifen geben.« In Städten mit einem modernen Straßenbahn-Betrieb wie Bremen und Mannheim fahre die Bahn in beide Richtungen: vorwärts und rückwärts. diak