: Kurzbiographie der RAF
Die „Rote Armee Fraktion“, kurz RAF, war eines von vielen Spaltprodukten der zerfallenden „68er- Bewegung“. Während sich die einen mit dem Niedergang der antiautoritären Revolte auf den Marsch durch die Institutionen begaben, und andere maoistische Sekten gründeten, setzten sich einige wenige in den Untergrund ab, um den bewaffneten Kampf gegen den US- Imperialismus, der seine schreckliche Fratze im fernen Vietnam zeigte, auch in der Bundesrepublik aufzunehmen.
Das erste Todesopfer der RAF ist denn auch ein US-Offizier: Paul Blomquist. Er kommt am 11. Mai 1972 bei einem Bombenanschlag auf das Hauptquartier des V. US- Corps in Frankfurt ums Leben. Zwei Wochen später sterben drei weitere US-Soldaten bei einem Anschlag auf das Hauptquartier der US-Armee in Heidelberg.
Schon im Juni 1972 werden Andreas Baader, Jan-Carl Raspe, Holger Meins, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof festgenommen. Der Gründerkern der RAF ist damit gefaßt. Holger Meins hungert sich im November 1974 zu Tode.
Im April 1975 besetzt ein RAF- Kommando die deutsche Botschaft in Stockholm. Als die Bundesregierung sich weigert, inhaftierte RAF- Mitglieder freizulassen, zündet das Kommando einen Sprengsatz. Zwei Diplomaten und zwei RAF- Mitglieder werden getötet.
Im Mai 1976 erhängt sich Ulrike Meinhof in ihrer Haftzelle.
Im April 1977 erschießt ein RAF-Kommando Generalbundesanwalt Siegfried Buback. Im selben Monat noch werden Baader, Ensslin und Raspe zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Im Juli 1977 wird der Bankier Jürgen Ponto erschossen. Im September entführt die RAF schließlich den Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. Doch auch mit der Entführung einer Lufthansa-Maschine gelingt es nicht, die RAF-Mitglieder freizupressen. Die Regierung läßt das Flugzeug in der somalischen Hauptstadt Mogadischu stürmen. Wenige Stunden später begehen Baader, Raspe und Ensslin im Gefängnis Selbstmord. Die RAF erschießt Schleyer.
Die Gründungsmitglieder der RAF sind tot. Doch gelingt es der Gruppe immer wieder, neue Mitglieder zu rekrutieren. Sie kommmen im wesentlichen aus Kreisen, die die zahlreichen Hungerstreiks der Gefangenen mit dem Ziel der Zusammenlegung unterstützen. Und immer wieder schlägt die RAF auch zu: 1985 wird der MTU-Manager Ernst Zimmermann tödlich verletzt. 1986 wird Gerold von Braunmühl, Abteilungsleiter im Auswärtigen Amt, erschossen, 1989 wird der Bankier Alfred Herrhausen bei einem Bombenattentat getötet. Das bisher letzte Opfer der RAF ist Detlev Karsten Rohwedder, Präsident der Treuhandanstalt. Er wird im April 1991 erschossen, zehn Monate nachdem in der DDR — noch kurz vor der deutschen Vereinigung — acht RAF- Aussteiger verhaftet wurden, die in Honeckers Staat nach 1980 Unterschlupf gefunden hatten. thos
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