Erstmals Atom-Infos aus Nordkorea

Washington (wps/taz) — Nordkorea hat die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) in Wien erstmals über das zivile Nuklearprogramm des Landes unterrichtet und und versprochen, bis Mitte Mai einen offiziellen Bericht vorzulegen. Damit hat Nordkorea — ebenso wie mit den öffentlichen Erklärungen, die Vertreter des Pjöngjanger Ministeriums für Atomenergie in den vergangenen Tagen abgegeben haben — zum ersten Mal zugegeben, daß es einige der nuklearen Anlagen besitzt, die US-amerikanische Satelliten fotografiert hatten.

Diese Informationen könnten ein erster Schritt im Hinblick auf die lange geforderten internationalen Inspektionen sein. Nach jahrelangem Zögern hatte Nordkorea am Donnerstag vergangener Woche ein Inspektionsabkommen mit der IAEO unterzeichnet. Bis Ende Mai soll es nun eine Auflistung aller nuklearen Einrichtungen vorlegen. Wie der Sprecher der Wiener Behörde, David Kyd, erklärte, könnte seine Organisation damit bis Mitte Juni mit den Inspektionen begonnen haben. Die internationale Besorgnis über das nordkoreanische Atomprogramm soll nämlich ein zentraler Punkt auf der Tagesordnung der Sitzung des IAEO-Direktoriums vom 15. Juni sein. Sollte bis dahin kein Fortschritt in den Bemühungen um Klarheit über die nordkoreanischen Einrichtungen erzielt sein, hat Washington einen Vorstoß bei den Vereinten Nationen angekündigt, um Sanktionen gegen Pjöngjang zu erreichen.

Kyd erklärte, die Vertreter Nordkoreas hätten die IAEO „informell“ über drei bestehende oder geplante Atomreaktoren informiert: einen bereits arbeitenden Fünf-Megawatt- Atomreaktor und zwei Reaktoren mit einer Kapazität von 50 bzw. 200 Megawatt, die bis Mitte der neunziger Jahre ans Netz gehen sollen.