Trommeln in der Nacht

■ Nächtlicher Jubel in Wallau nach dem 24:17 im ersten Meisterschaftsfinale gegen die SG Leutershausen

Frankfurt/Main (dpa) — Mit einem Trommelwirbel wurde die hessisch-dörfliche Gemeinde Wallau aus dem Tiefschlaf geholt. „Wallau ist Deutscher Meister“, hallte es durch die engen Gassen, gebrüllt von freudetrunkenen und mit den blau- weißen Vereinsfarben geschminkten Handball-Fans der SG Wallau-Massenheim. Diese feierten Mittwoch nacht nach dem sensationellen 24:17-Erfolg beim nordbadischen Konkurrenten SG Leutershausen im ersten Play-Off-Finale in Bensheim bereits einen Erfolg, der erst am 26.April beim Rückspiel in der Frankfurter Ballsporthalle in Höchst seine Bestätigung finden soll. Der erste Meistertitel in der 17jährigen Vereinsgeschichte ist greifbar nahe.

„Wallau wird Deutscher Meister. Wir sind Vizemeister.“ Leutershausens Trainer Jürgen Hahn sagte mit wenigen Worten alles aus und verzichtete auf fadenscheinige Ausreden: „Wir haben vom Torwart bis zum Trainer gemeinsam versagt und verloren. Da kann man nicht mehr viel ändern.“ Wallau kann sich im Rückspiel sogar eine Niederlage mit sechs Toren erlauben und wäre trotzdem Deutscher Meister.

Trainer Kljaic genoß den Triumph auf seine Art. „Ich habe es allen gezeigt und brauche nicht viel zu sagen.“ Es war der vorletzte Schritt seiner vierjährigen Arbeit bei den Hessen, bevor er den Verein zum Saisonende verläßt. „Ich warne alle, es wird schwieriger als in Leutershausen. Nur wenn wir nicht abheben, können wir den Titel nicht mehr verlieren“, sagte er sichtlich aufgewühlt. Nicht immer hatte er die Rückendeckung seines Kapitäns und Weltstars Mikael Kaellman, der für den Sieg hauptsächlich verantwortlich war. In Leutershausen aber zollte das Kraftpaket aus dem finnischen Karis dem Coach nur lobende Worte: „Wir haben Kljaic viel zu verdanken. Seine Taktik ist voll aufgegangen.“

Leutershausen war eindeutig überfordert. „Wir haben die Motivation überzogen, und der Trainer hat in der Schlußphase einen Fehler gemacht.“ Roths „tiefe Enttäuschung“ galt auch dem Fehlgriff von Hahn, der am Ende die Nerven verlor. Statt beim 16:21 (56.) für das Rückspiel „auf Ergebnis zu spekulieren“ und den Rückstand so knapp wie möglich zu halten, schickte er Torwart Böhme vom Feld. Innerhalb von 100 Sekunden warfen die Wallauer dreimal erfolgreich auf das leere Tor und stempelten damit Hahn endgültig zum Verlierer des ungleich gewordenen Spiels.