PKK aus Libanon ausgewiesen?

Beirut/Berlin (dpa/taz) — Syrische Truppen sollen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) befohlen haben, ihr Ausbildungslager in der libanesischen Bekaa-Ebene zu schließen. Dies teilten libanesische Sicherheitskreise am Donnerstag mit. Ein PKK- Kommandeur im Libanon, Abu Baker, bestätigte, die türkisch-kurdischen Guerillas würden sich dem Befehl beugen und ihre Stützpunkte nach Anatolien verlegen, um dort den Kampf für einen eigenen Kurdenstaat fortzusetzen.

Der Schritt erfolgte offenbar unter türkischem Druck. Der türkische Innenminister Ismet Sezgin besuchte am Donnerstag Damaskus. Die Türkei hat wiederholt gedroht, das Lager zu bombardieren, und Syrien vor weiterer Unterstützung der PKK gewarnt. Die PKK unterhielt seit 1984 ihr Hauptquartier in der syrisch kontrollierten Bekaa-Ebene.

Nach türkischen Zeitungsberichten machte die syrische Führung dem türkischen Innenminister bei seinem Besuch weitgehende Zugeständnisse. Zum ersten Mal bezeichneten demnach syrische Offizielle die bisher von ihnen massiv unterstützte PKK als „terroristisch“ und versprachen, dem türkischen Geheimdienst Namenslisten der im Libanon ausgebildeten PKK-Kämpfer auszuhändigen. Ebenfalls nach türkischen Presseberichten sollen syrische Sicherheitskräfte schon vor einigen Wochen ein Lager der militanten türkischen Gruppe „Dev Sol“ im Libanon geschlossen haben.

Syrien ist vom türkischen Good- Will abhängig, da die türkische Regierung droht, Syrien buchstäblich das Wasser abzudrehen. In Ostanatolien konstruiert sie unter dem Namen „Gap“ ein gigantisches Projekt, um den Euphrat, die Hauptwasserader Syriens, aufzustauen. Zudem ist Syrien seit dem Golfkrieg bemüht, sein Image als Schlupfwinkel für Terroristen loszuwerden. Die beiden international gesuchten Terroristen Carlos und Ahmad Dschibrill sollen in den letzten Monaten Richtung Bagdad oder Tripolis ausgewiesen worden sein.

Die PKK versucht sich derweil anscheinend mit Waffen aus dem Libanon auszurüsten. Nach Berichten westlicher Diplomaten erstanden sie bei verschiedenen libanesischen Milizen in den letzten zwei Monaten Waffen und Munition im Wert von 20 Millionen Dollar. Die Milizen waren von der Beiruter Regierung angewiesen worden, ihre Waffen abzugeben. Hauptlieferant der PKK soll die Christenmiliz „Libanesische Streitkräfte“ sein. Sie soll Waffen auch an Armenier in Nagorny-Karabach, an die kroatische Armee und an Befreiungsbewegungen im südlichen Afrika geliefert haben. taud