Selbstbestimmt zum Kind

■ Zu Ostern: Abtreibungsgegner melden sich zu Wort

Berlin (dpa/ap/taz) — Kaum nahen die Feiertage, schon melden sie sich wieder zu Wort: Die Lebensschützer und Reformgegner. Verhandlungspause und Ferienzeit werden genutzt, um endlich Platz in den Medien zu ergattern und gegen die Reform des Paragraphen 218 zu Felde zu ziehen. So beispielsweise der stellvertretende Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Walter Link, der am Donnerstag — frau höre und staune — für ein größeres Selbstbestimmungsrecht der schwangeren Frau plädierte. Unter Selbstbestimmung versteht Link allerdings eine ganz neue Variante, die seine feministischen Gegnerinnen bisher außer Acht ließen. So sei festgestellt worden, daß der männliche Part bei abtreibungswilligen Paaren die treibende Kraft in Sachen Schwangerschaftsabbruch ist. Frau soll sich also nicht mehr vom biologischen Samengeber reinreden lassen, sondern — versehen mit mehr Selbstbestimmungsrecht nach Art der CDA — ihre Schwangerschaft getrost zu Ende führen. In diesem Sinne fordert der stellvertretende CDA-Vorsitzende die Union auf, „nach der Osterpause zügig eine Entschärfung der Abtreibungsdebatte herbeizuführen.“ Und auch die Lebensschützer, die mittlerweile auch in Osteuropa Fuß fassen, meldeten sich lautstark zu Wort. Sie erklärten den 1. Juni zum „Internationalen Tag des Lebens“, der in Zukunft als „feste Einrichtung auf ganz Europa ausgeweitet werde“.

Unter den PolitikerInnen, die sich vor Ostern schnell noch zum Thema äußerten, war denn auch Frauenministerin Merkel, die den seit Tagen in der Diskussion stehenden CDU/CSU-Verzicht auf eine ärztliche Dokumentationspflicht als einen für die FDP mehrheitsfähigen Kompromiß anpries. Die frauenpolitische Sprecherin der FDP, Uta Würfel, reagierte umgehend und meinte, die umstrittene Dokumentationspflicht würde den entscheidenden Gegensatz zwischen FDP und Union nicht beseitigen. FDP wie SPD streben eine Fristenregelung an. flo