Lahmer Ostermarsch

■ Die erhofften 10.000 Teilnehmer kamen nicht/ Bischof Schönherr sagte ab

Berlin. Weit weniger Menschen als im Vorjahr nahmen gestern am traditionellen Berliner Ostermarsch teil. Unter dem Motto »Für eine Welt gleichberechtigter und friedlicher Nachbarschaft aller« zogen rund 5.000 Menschen vom ehemaligen Gestapo-Gelände am Martin-Gropius-Bau zum Volkspark Friedrichshain. Auch nach Angaben der Veranstalter wurde die erhoffte Zahl von 10.000 Teilnehmern nicht erreicht. Zu Zwischenfällen kam es nicht.

Auf der Abschlußkundgebung betonten mehrere Redner die Notwendigkeit, weiterhin an der Tradition der Ostermärsche festzuhalten. Jutta Kausch von den »KünstlerInnen für den Frieden« erklärte, trotz Beendigung des Kalten Krieges gehe der »heiße Krieg« überall weiter, auch in Europa.

Be Ruys, Pastorin der »Niederländischen ökumenischen Gemeinde« in Berlin, bezeichnete die Osterspaziergänge als »positive ökumenische Bewegung«. Ruys verteidigte in diesem Zusammenhang das Konzept »Kirche im Sozialismus«, das in der DDR gegolten hatte. Es dürfe nicht zugelassen werden, daß »dieser Weg jetzt madig gemacht wird«. Die jüngsten Stasi-Beschuldigungen gegen führende Kirchenvetreter bezeichnete sie als »Hexenjagd«, um von den »eigentlichen Aufgaben abzulenken«.

Der wichtigste Punkt bei der Vergangenheitsbewältigung bleibe nach wie vor der Faschismus. Sie appellierte, den in Deutschland lebenden Ausländern im Alltag freundlich zu begegnen. Ruys erklärte, sich auf der Synode der evangelischen Kirche für einen Boykott der Rüstungssteuer einzusetzen. Statt dessen sollten friedensstiftende Maßnahmen unterstützt werden.

Im Vorfeld des Friedensmarsches hatte der Berliner Altbischof Albrecht Schönherr seine ursprünglich geplante Teilnahme auf der Abschlußkundgebung zurückgezogen. In einem Zeitungsinterview hatte Schönherr das Übergewicht linker Gruppierungen unter den kirchlichen Unterstützern kritisiert und erklärt, sich nicht als »Feigenblatt« mißbrauchen zu lassen. Hauptunterstützer des diesjährigen Ostermarsches waren neben dem DGB Berlin- Brandenburg vor allem zahlreiche linke politische Gruppierungen, Bewegungen, Vereine sowie auch die PDS. Nicht dabei waren das Neue Forum und Bündnis 90. sev