Paßt zum Palazzo eine Preußenkuppel?

■ Diepgen will den Palast der Republik in die Gestalt des Stadtschlosses hüllen/ Senatsausschuß plant Erweiterungsbauten auf Schloßgrundriß

Berlin. Es klingt wie ein Kompromiß zwischen Honecker und Hohenzollern: Der Palast der Republik soll nach den jüngsten Plänen des Senats nicht abgerissen, sondern durch einen »Erweiterungsbau auf dem Grundriß des alten Stadtschlosses« ergänzt werden. Auf diese Lösung hat sich nach den Angaben von Senatssprecher Dieter Flämig jetzt der Senatsausschuß »Berlin 2000« verständigt. Der Ausschuß habe unter dem Vorsitz des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen »Einvernehmen« erzielt, mit diesem Vorschlag an die Bundesregierung heranzutreten und ihn auch als Vorgabe für den städtebaulichen Wettbewerb zu formulieren, der demnächst für das Gebiet der Spreeinsel vorbereitet werden soll.

Als »brauchbare und weiterführende Anregung« bezeichnete Flämig den Vorschlag von Heinz Graffunder, des Architekten des Palastes der Republik. Graffunder hatte kürzlich einen Entwurf für einen Palastanbau auf dem heutigen Marx-Engels-Platz vorgestellt, in dem einige Elemente des in den 50er Jahren unter Walter Ulbricht abgerissenen Stadtschlosses wieder auftauchten. Der Architekt hatte unter anderem angeregt, den Schlüterhof und die Kuppel des Schlosses zu rekonstruieren. Darüber hinaus wollte er das Schloßportal integrieren, das heute noch das ehemalige Staatsratsgebäude schmückt.

Der Senat, so Sprecher Flämig, strebe »keine Rekonstruktion« des Schlosses an, sondern lediglich eine »Reminiszenz« an die frühere städtebauliche Situation. Die Erweiterungsbauten für den Palast sollten sich nicht an den Details, sondern lediglich »an den Dimensionen des Schlosses orientieren«, versicherte der Sprecher.

Bevor über eine Palasterweiterung konkreter gesprochen werden könne, müsse jedoch geklärt werden, ob das mit Asbest verseuchte und deshalb zur Zeit gesperrte Bauwerk sanierungsfähig sei.

Wie mehrfach berichtet, sind auch die Eigentumsverhältnisse noch ungeklärt. Neben dem Land Berlin hat die Bundesregierung Anspruch auf diese ehemals preußische Immobilie erhoben. Der Senatsausschuß debattierte auch über die mögliche Nutzung eines erweiterten Palastes. Man denke an eine »multifunktionale Nutzung«, sagte Flämig. Dazu könne auch das von Bundeskanzler Helmut Kohl angeregte Kongreßzentrum zählen. Daß ein Hotel einziehen könnte, sei »eher auszuschließen«.

Gleiches gelte auch für die Idee von Kultursenator Ulrich Roloff- Momin, die Amerika-Gedenkbibliothek von ihrem aus allen Nähten platzenden Gebäude am Halleschen Tor in den Palast der Republik zu verlegen. Der Palast, so Flämig, sollte eine Rolle haben, »die der Funktion der Mitte entspricht«.

Dem Senatsausschuß Berlin 2000, der alle zwei Wochen hinter verschlossenen Türen über wichtige Planungsfragen berät, gehören neben dem Regierenden Bürgermeister auch Bausenator Wolfgang Nagel (SPD), Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer, Verkehrssenator Herwig Haase, Finanzsenator Elmar Pieroth und Olympia-Chef Joachim Nawrocki (alle CDU) an. hmt