„Ein wenig flotter und heißer“

■ Hörfunk-Direktor Hermann Vinke will Reform ohne Mehrkosten

Seit dem 2. März dieses Jahres ist Radio Bremens neuer Hörfunk- Direktor Hermann Vinke im Amt. Die taz sprach mit ihm über die ersten Schritte einer Programm-Reform im Radio.

taz: Sie haben als neuer Hörfunk- Direktor bei Radio Bremen Programmreformen angekündigt. Wie weit sind Ihre Pläne?

Hermann Vinke: Mit der Programmreform sind zwei Arbeitsgruppen beschäftigt. Drei Wellen werden verändert. Radio Bremen IV bleibt wie bisher eine Jugendwelle, die anderen werden, sofern das leistbar ist, umgestaltet und umgebaut werden. Das gilt vor allem für die Hansa-Welle.

Konkret: Ist der Kaffee-Pott am Ende?

Der Kaffee-Pott wird als Bezeichnung bleiben: Der Name bleibt, und vielleicht auch ein Teil des Inhaltes. Aber man kann Kaffee natürlich unterschiedlich kochen, und vielleicht wird der neue ein wenig flotter und heißer werden.

Wie sieht die neue Welle konkret aus?

Die Hansa-Welle soll eine Informations- und Service-Welle werden. Was die Informationen angeht, so haben die regionalen Informationen Vorrang vor nationalen und internationalen Meldungen. Sie soll eine Welle werden mit zuverlässiger, regelmäßiger Information in den Wortinhalten von morgens früh bis abends spät. Mit Flächen, die verdichtete Informationen haben, das gilt für morgens, mittags und spätnachmittags, dort also, wo es jetzt schon informationsverdichtete Sendungen gibt.

Der Magazincharakter soll also erhalten bleiben?

Ja, Magazincharakter mit zuverlässiger Musikfarbe, zuverlässigen Wortbeiträgen und regionalen Schwerpunkten.

Wird es neue Stimmen geben auf der Welle?

Es wird zu den vorhandenen Stimmen wahrscheinlich auch neue Stimmen geben.

Wie wollen Sie das finanzieren?

Über Finanzierung kann ich derzeit nur soviel sagen, daß wir sämtliche Umstellungen kostenneutral machen müssen. Mit dem Geld, das wir jetzt für Sendungen zur Verfügung haben, müssen wir auch in Zukunft auskommen. Daraus folgt, daß wir durch neue Ideen und neue Wege Möglichkeiten finden, das Programm so kostengünstig wie möglich zu machen.

Wer soll denn die neue Hansa- Welle einschalten?

Jeder in Bremen, Bremerhaven und Umgebung, der meint, daß er über die wichtigsten Ereignisse des Tages in der Umgebung, in der Bundesrepublik Deutschland und weltweit informiert werden will, was auf den Straßen los ist. Der angenehme Musik hören will, das würde ich gerne an die erste Stelle setzen, der ein tagespolitisches Begleitprogramm hören will. Wir wollen unseren Hörern das Gefühl vermitteln, daß sie etwas verpaßt haben, wenn sie die Hansa-Welle nicht gehört haben.

Ihre private Konkurrenz von Radio ffn hat ihre Regionalfenster nach einem Probelauf bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt und reduziert. Warum setzen Sie auf Regionalisierung?

Weil ich glaube, daß Radio Bremen und die Hansa-Welle keine wirkliche Zukunft haben ohne regionale Verankerung. Die Leute wollen wissen, was in ihrer Umgebung passiert, wollen vielleicht auch Hilfestellung per Radio, um mit dem Alltag besser klar zu kommen.

Was planen Sie für das zweite und dritte Programm?

Im zweiten Programm wird es im wesentlichen eine Wortwelle geben. Stichworte: Kultur, Bildung, vertiefte Information mit etwas Musik zwischendurch. Radio Bremen III soll, wenn der Sender das leisten kann, eine Klassik- Welle werden. Das ist noch nicht endgültig geprüft.

Wie kommt denn der Journalist Hermann Vinke mit Verwaltungsaufgaben klar?

Ich habe das Gefühl, daß es mir nicht nur sehr viel Spaß macht, sondern daß ich die Verwaltungsaufgaben gut beherrsche.

Einige Ihrer Konkurrenten um die Hörfunk-Programm-Direktion kamen aus dem eigenen Haus. Machen die Ihnen jetzt das Leben schwer?

Das Gegenteil ist der Fall. Es besteht ein gutes beziehungsweise ausgezeichnetes Arbeitsverhältnis zu den ehemaligen beiden Konkurrenten.

Wann soll die neue Hansa-Welle ans Bremer Ufer schwappen?

Spätestens ab Sepbtember 1992.

Fragen: mad