Olympia: Langsam gehen Lichter aus

■ Trauriger Geburtstag mit trüber Stimmung in Wilhelmshaven

Ein eher trauriges Jubiläum begingen gestern etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schreibmaschinenwerkes AEG Olympia in Roffhausen bei Wilhelmshaven vor dem Werktor 1. Vor genau einem halben Jahr wurde hier eine Mahnwache aufgestellt als Ausdruck des Protestes der 2.500köpfigen Belegschaft gegen die geplante Schließung der Produktionsstätten. Seitdem wachen jeden Tag zwei Olympianer zwischen 6 und 16 Uhr vor dem Werktor.

Viel Neues konnte der Betriebsratsvorsitzende Holger Ansmann den Beschäftigten gestern morgen nicht mitteilen. Der Verkauf einzelner, intakter Firmenteile ist derzeit immer noch nur frommer Wunsch der AEG- Zentrale in Frankfurt. Nachdem Anfang des Jahres der Verkauf des Vertriebsnetzes der Olympia an einen zwielichtigen Unternehmer in Essen in letzter Minute von der Konzernleitung rückgängig gemacht wurde, ist nach Informationen des Betriebsrates immer noch kein neuer Käufer in Sicht. Das gilt auch für die Abteilungen Kunststoffverarbeitung und den Betriebsmittelbau, die werkseigene Werkzeugmacherei. Der Verkauf der Abteilungen könnte den Erhalt eines Teils der Arbeitsplätze für die Region sichern.

Bislang sieht es jedoch trübe aus für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Von den 2.500 Beschäftigten des Werkes sind derzeit etwa 300 Olympianer von der Arbeit „freigestellt“, d.h., sie bleiben zu Hause bei Fortzahlung der Bezüge. In dem Werk ist jetzt schon die Arbeit knapp, Kurzarbeitergeld zahlt das Arbeitsamt nicht mehr.

Der Widerstand der Belegschaft gegen die Schließung des Standortes bröckelt ab. „Viele Beschäftigte suchen nach individuellen Lösungen, und die, die etwas finden, gehören natürlich zu den qualifiziertesten Arbeitskräften hier“, beschreibt Betriebsrat Ansmann die Lage. „Der Arbeitskampf hat an unseren Kräften gezehrt, die Leute werden müde. In einzelnen Abteilungen wie zum Beispiel der EDV haben wir Selbstauflösungserscheinungen.“

Die von der Schließung der AEG Olympia betroffenen Gemeinden Wilhelmshaven, Schortens und Friesland haben bei der Dortmunder Prognos ein Gutachten über die künftigen Perspektiven der Wirtschaftsregion Wilhelmshaven bestellt. Das Gutachten soll Ende Mai vorliegen. „Wir hoffen noch auf das Gespräch zwischen Möllemann und Edzard Reuter“, erklärt Ansmann. Ein erster Termin zwischen dem Wirtschaftsminister und dem Daimler-Benz Chef, der als Initiator der Schließung des Standortes Roffhausen gilt, ist Anfang April gescheitert, ein neuer Termin noch nicht festgelegt. Die AEG ist eine hundertprozentige Tochter der Daimler-Benz AG. mad