Tour d'Europe

■ Studieren im Ausland?

„Auf dem europäischen Arbeitsmarkt werden Mobilität, Auslandserfahrung und nicht zuletzt gute Fremdsprachenkenntnisse ein Plus für jeden Bewerber sein.“ So wirbt die Kommission der Europäischen Gemeinschaft für einen Auslandsaufenthalt während des Studiums. Doch trotz der von Bund und EG geförderten Programme nutzen nur wenige StudentInnen das scheinbar verlockende Angebot.

Der wichtigste Stipendiengeber hierzulande, der vom Bund finanzierte Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), belohnt vor allem Leistung. Er steht Studierenden aller wissenschaftlichen und künstlerischen Fachrichtungen zur Verfügung. Wer mit dem DAAD ins Ausland will, braucht Gutachten von HochschullehrerInnen, eine Beschreibung des Studienvorhabens und akademische Leistungsnachweise. Außer umfassenden finanziellen Leistungen bietet der DAAD den Vorteil, daß er eine individuelle Studienplanung im Ausland unterstützt.

Eine weitere Möglichkeit, Geld für einen Studienaufenthalt jenseits der Landesgrenzen zu bekommen, ist das BAföG. StudentInnen, die BAföG beziehen, haben ein Anrecht auf Auslands- BAföG, „wenn ein Auslandsaufenthalt im Rahmen ihres Studiums sinnvoll erscheint“, heißt es im Gesetz. Der Anspruch auf BAföG in Deutschland wird dadurch nicht verkürzt. Unter Umständen können auch StudentInnen, die im Inland nicht leistungsberechtigt sind, BAföG bekommen, wenn sie ins Ausland gehen.

Einer der Haken an den Auslandsaufenthalten ist, daß einschlägige Informationen schwer zugänglich und oft unklar sind. So bleibt in aller Regel unklar, ob die im Ausland erbrachten akademischen Leistungen auch von der deutschen Universität anerkannt werden. Die Studieninhalte in den EG-Ländern sind Sache jeder Universität, und was anerkannt wird, hängt von den einzelnen ProfessorInnen ab. „Zeitverlust“ durch ein langes Studium jedoch ist ein Luxus, den sich StudentInnen — von denen erwartet wird, daß sie blutjung ins Berufsleben treten — kaum leisten mögen.

An diesem Konflikt versucht die EG anzusetzen: Ihr Programm ERASMUS (European Action Scheme for the Mobility of University Students) fördert nur Austauschprogramme, bei denen die Studienleistungen im Ausland auch an der Heimathochschule anerkannt werden. Allerdings müssen trotz der Kooperationsabkommen zwischen verschiedenen Hochschulen, aufgrund des unterschiedlichen Studienaufbaus in den einzelnen Staaten, StudentInnen nach ihrer Rückkehr an die Heimat-Uni meist Leistungen nachholen.

Ein Ansatz für einen integrierten europäischen Studiengang ist die Ausbildung zuR DiplomübersetzerIn in Köln. Das vierjährige Studium beginnt in Köln und geht dann weiter in London und Aix en Provence oder Granada. Nach drei Jahren kommen die StudentInnen wieder in die Domstadt zurück, um ihren Abschluß zu machen.

Wie weit die hochgesteckten Ziele der EG und die studentische Wirklichkeit auseinanderklaffen, zeigt ein Blick in die Statistik: Danach entschieden sich im Jahr 1987/88 nur 1,3 Prozent aller StudentInnen der EG-Mitgliedsländer für einen Auslandsaufenthalt. Angepeilt ist von der Gemeinschaft aber eine studentische „Mobilitätsquote“ von zehn Prozent. Tasja Frenzel