Nur für „Kernleser“

■ Dänisches Linksblatt 'Information‘ in der Krise

Kopenhagen (taz) — Die linke dänische Tageszeitung 'Information‘ kommt aus der Finanzkrise nicht heraus. Zwecks Erwerbs einer neuen Technik mit Ganzseitenumbruch, die zu weiteren „Personaleinsparungen“ im Satz führen soll, mußte das Blatt jetzt mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit gehen. 2,5 Millionen Kronen — umgerechnet etwa 650.000 DM — müssen bis Ende Juni zusammensein, um diese Investition abdecken zu können. Eine Ersparnis von einer Million Kronen jährlich erhofft man sich nach Einführung der neuen Technik. Finanzchef Henrik Bo Nielsen: „Die 1990 eingeflossenen 10 Millionen Kronen neuen Aktienkapitals sind praktisch verbraucht.“

Das vor zwei Jahren durch Erweiterung der EigentümerInnenbasis neu aufgenommene Kapital sollte eigentlich der Sanierung der Zeitung dienen (vorher besaß die Belegschaft die Zeitung allein). Doch weder die Erwartungen bezüglich der Auflagenhöhe noch die erhofften Mehreinnahmen im Anzeigengeschäft wurden erreicht. Statt der erhofften 30.000 Exemplare setzt 'Information‘ weniger als 25.000 ab, Tendenz fallend. Trotz einer von 84 auf 64 gesunkenen MitarbeiterInnenzahl wird 'Information‘ daher auch im laufenden Geschäftsjahr rote Zahlen schreiben. Bis zum Oktober sollen nur noch 55 Leute fest angestellt sein. Angesichts des neuen Spendenaufrufs muß man davon ausgehen, daß die 1990 dazugekommenen Aktionäre — darunter eine Bank, ein Buchklub und der Verlag der schwedischen 'Dagens Nyheter‘ — nicht bereit sind, mehr Kapital einzuschießen. Das zeigen auch die Konsolidierungspläne der Geschäftsführung. Henrik Bo Nielsen: „Wir sollten die Zeitung nur noch für die Gruppe der Kernleser machen — nicht für einen utopischen Leserkreis.“ Neben sinkender MitarbeiterInnenzahl, neuer Technik und einer Reduktion in der angemieteten Bürofläche will 'Information‘ auch noch den Einzelverkauf straffen: Beliefert werden nur noch Verkaufsstellen mit sicherem Absatz. Auch die Außenwerbung für das Blatt wird eingestellt.

Selbst wenn 'Information‘ in den 48 Jahren ihres Bestehens eigentlich immer in irgendeiner Krise steckte, muß die Tatsache, daß zehn Millionen Kronen ohne die erhoffte Sanierung verpufften, wohl als existenzbedrohend eingeschätzt werden. Zumal sich nicht nur auf den Leserbriefseiten des Blattes Kritiken über die wachsende Profillosigkeit von 'Information‘ häufen. Auch das personelle Ausbluten geht weiter. Nachdem im Februar der Geschäftsführer Steen Danö gegangen war — er sah nur in einer Umstellung auf eine Wochenzeitung eine langfristige Chance—, warf jetzt auch der bisherige Chefredakteur Carsten Steno das Handtuch. Er geht zum konservativen Hauptstadtblatt 'Berlingske Tidene‘. Reinhard Wolff